Werner Faymann (SPÖ) hat beim Parteitag in Wien schon wieder eine Schlappe zu verdauen. Bei der Wahl zum Parteipräsidum erhielt er 84 Prozent der Delegiertenstimmen. Bei der Wahl zum Parteivorstand stimmten 83,61 Prozent für ihn. Das ist ein weiteres Minus für den Bundeskanzler: Beim letzten Parteitag vor zwei Jahren in St. Pölten hatte er bei der Vorstandswahl 87,48 Prozent auf sich vereinen können.

Faymann hat seine Wiederwahl zum SPÖ-Vorsitzenden angenommen. In einem kurzen Statement betonte er zwar, ein kleines Plus im Vergleich zum Parteitag vor zwei Jahren erzielt zu haben. Es gelte aber offenbar noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.

Schwächstes Ergebnis

Ungeachtet des schwachen Abschneidens fand es Faymann gut, in einer Partei zu sein, wo einen doch eine klare Mehrheit unterstützte, eine Partei, die den Begriff Freundschaft ernst nehme. Inhaltlich versicherte der SPÖ-Chef, die Senkung der Lohnsteuerreform weiter voranzutreiben.

Faymanns Ergebnis war auch im Präsidium das schwächste. Außer ihm verpasste bloß Unterrichts- und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek die 90-Prozent-Marke. Sie überzeugte 87,1 Prozent der Delegierten.

Stimmen vom Parteitag:

Kritik der Jugend


Während ÖGB-Präsident Erich Foglar die rund 600 Delegierten am SPÖ-Parteitag in der Wiener Messe aufforderte, das Regierungsteam zu stärken, übten die Jugendvertreter in der Debatte scharfe Kritik am Zustand der SPÖ.

Oberösterreichs SJ-Chefin Fiona Kaiser, die der SPÖ vorwarf, neoliberale Lösungen mitzutragen, wetterte: "Es gibt eine Alternative zum Kapitalismus, nämlich den Sozialismus, aber die SPÖ traut sich nicht mehr ihr Ziel, ihre Visionen zu benennen", kritisierte Kaiser: "Was mache ich mit einer SPÖ, die so viel Angst vor ihrer Ideologie hat, dass sie sich nicht mehr traut, die Dinge auszusprechen?"