Nur noch ein Wunder kann das Team Stronach retten. Die von Frank Stronach gegründete Bewegung steht nun auch auf Bundesebene vor dem Zerfall. Kommende Woche soll in einer Krisensitzung das weitere Schicksal des elfköpfigen Parlamentsklubs geklärt werden. Der Klub droht die Spaltung.


Nun könnten auch die Tage von Kathrin Nachbaur als Klubobfrau gezählt sein. Nach ihrer Abnabelung von ihrem Mentor und ihrem Rückzug aus der Partei proben jetzt zahllose Stronach-Abgeordnete den Aufstand gegen die frühere Vertrauten des Parteigründers. „Ich weiß nicht, was in der Frau vorgeht“, entrüstet sich Robert Lugar in der Sonntagausgabe der Kleinen Zeitung. „Ich habe mich der Bewegung angeschlossen, um die Politik von Frank Stronach zu machen, nicht jene von Kathrin Nachbaur.“ Dass Nachbaur auch künftig den Klub anführen wolle, obwohl sie der Partei den Rücken gekehrt habe, sei wohl einmalig. „Nachbaur muss jetzt für Klarheit schaffen. Auch Abgeordneter  Rouven Ertlschweiger und Gerhard Köfer, Kärntner Landesrat vom Team Stronach, üben Kritik.

Geht  Nachbaur freiwillig?

Aus heutiger Sicht ist mehr als fraglich, ob sich Nachbaur als Klubobfrau halten kann - oder ob sie von den „Rebellen“ weggeputscht wird. Nicht auszuschließen ist allerdings, dass sie freiwillig das Feld räumt. Nachbaur ist im fünften Monat schwanger. Seit Freitag ist die gebürtige Grazerin weder für Parteikollegen noch Journalisten telefonisch erreichbar.


Dass Stronach seiner vormals engsten Mitarbeiterin eine betriebsinterne Gage von 140.000 Euro gestrichen hat, dürfte der Auslöser der aktuellen Turbulenzen gewesen sein. In der Zwischenzeit lichten sich etwas die Nebel über die bereits am Dienstag stattgefundene Klubsitzung, in der die Weichen gestellt worden sind. Zuvor soll es zu einer hitzigen Aussprache zwischen Stronach und Nachbaur gekommen sein. Bei der Sitzung hätten die elf Abgeordneten der Klubobfrau in Anwesenheit des Parteigründers das Vertrauen ausgesprochen.  Erst anschließend soll sie ihrem einstigen Mentor die schriftliche Austrittserklärung überbracht haben. „Das habe ich nicht mitbekommen“, rechtfertigt ein Abgeordneter den Schwenk. Umso überraschter war man, als am Freitag bekannt wurde, dass sie der Partei den Rücken gekehrt hatte.


Rechtlich steht Nachbaur mit ihrer Entscheidung, trotz Austritts aus der Partei die Klubführung zu beanspruchen, auf festem Boden. Werner Zögernitz, führender Parlamentsexperte, dazu: „Ob man einer Partei angehört oder nicht, ist egal.“ Entscheidend sei die Wählerliste, mit der eine Partei oder eine Bewegung zur Wahl antritt. Die Liste sei die Basis für die Bildung eines Klub, jedes Klubmitglied könne zum Obmann gekürt werden. Die SPÖ hatte einst den Liberalen Alexander Zach auf der Liste, die ÖVP den parteilosen Felix Ermarcora. Von den elf Stronach-Abgeordneten sind neben Nachbaur auch Georg Vetter und Marcus Franz parteifrei.

MICHAEL JUNGWIRTH