"Die Schlepper versuchen, ihr Geschäft nicht zu verlieren", sagte der Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität im Bundeskriminalamt, Gerald Tatzgern, heute im Ö1-Morgenjournal. Sie seien in großen Flüchtlingslagern, etwa in der Türkei, aktiv. "Hier funktionieren die Schleppungen nicht nur nach Griechenland, sondern auch nach Bulgarien, wo wir verstärkt Aktivitäten feststellen", sagte Tatzgern. Es gebe in der Balkanregion "Hunderte" Schleppernetzwerke aus jeweils 10 bis 15 Personen, die die Weiterreise durch die einzelnen Staaten organisieren.

Österreich setze daher auf eine intensivere Zusammenarbeit mit Griechenland und der Türkei. Dort wolle die Polizei mit einer neuen Schlepperbekämpfungseinheit zusammenarbeiten. Sinnvoll seien auch die Abschreckungskampagnen wie jene in Afghanistan, glaubt Tatzgern.

Sperranlagen errichtet

Bulgarien war in den vergangenen Monaten in der Flüchtlingskrise nicht im Fokus, weil es Sperranlagen zur Türkei und Griechenland errichtet hat. Erst am Montag sagte der bulgarische Ministerpräsident Bojko Borissow, sein Land sei in der Krise "gelassen". Der Migrationsdruck auf Bulgarien sei nämlich durch "immer länger werdende Schutzeinrichtungen" bereits unbedeutend geworden, sagte der frühere Polizeichef.

Auch Ungarn hat unter massiven internationalen Protesten Zäune an seinen Grenzen zu Serbien und Kroatien errichtet, um Migranten abzuhalten. Nach der Schließung der Balkanroute erhalte das Land aber wieder verstärkt Aufmerksamkeit von den Schleppern, sagte Tatzgern. "Ungarn wird aus unserer Sicht verstärkt für Schlepperrouten verwendet."

Eine neue Schlepperroute führt über Südserbien in den Kosovo. Von dort soll es Richtung Montenegro und Bosnien-Herzegowina und weiter nach Kroatien gehen. Die serbisch-kosovarische Grenzlinie zwischen Presevo und der 20 Kilometer nördlich liegenden Siedlung Dobrosin wäre ideal für illegale Grenzüberschreitungen.