Am Sonntag waren die - glaubt man allen Umfragen - Favoriten für die Präsidentschaftswahlen in der ORF-Pressestunde zu Gast. Den Anfang machte der Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen, und das in gewohnt ruhiger Manier. Inhaltlich jedoch sparte Van der Bellen nicht mit Kritik. Inhaltlich dominiert wurde das gespräch vom Thema Asylkrise.

So sehe er etwa den Asylkurs der Regierung "extrem kritisch". Sollte die Regierung via Notverordnung Asylanträge nicht mehr bearbeiten, wäre "ein Menschenrecht dadurch stark beschnitten", sagte er. Zudem habe der Tiroler "große Bedenken" bei der geplanten Schließung der Grenze am Brenner - diese sei "eine symbolische Grenze". Es sei "das Letzte", diese zu schließen. Als Bundespräsident würde er gerade ihn solchen Fällen versuchen, in Gesprächen auf die Regierung einzuwirken. Überbordend und öffentlich in der Tagespolitik mitmischen wolle er sich jedoch nicht - "ich wäre doch nicht der Zuchtmeister der Republik". 

TTIP nicht unterschreiben

Die FPÖ würde er nach einer Nationalratswahl indes nur mit der Regierungsbildung beuaftragen, wenn sie die absolute Mehrheit einfahre - wenn nicht, würde er "vor allem wegen ihrer Einstellung zur EU" lieber den Vertreter der zwei- oder drittstärksten Fraktion beauftragen. "Denn wenn ein Drittel blau wählt, sind immer noch zwei Drittel gegen die FPÖ", sagte Van der Bellen.

Alexander Van der Bellen
Alexander Van der Bellen © (c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)

Außerdem erklärte Van der Bellen seinen Schwenk in Sachen Freihandelsabkommen TTIP. Dieses hat er erst befürwortet, dann jedoch abgelehnt. "Ich habe halt meine Meinung geändert, das hat aber nichts mit dem Wahlkampf zu tun", sagte er. Unterschreiben würde er ein TTIP-Gesetz als Präsident nicht, sagte er. "Aber wer weiß, vielleicht geht der Kelch ja ohnehin auch an uns vorüber".

Hofer würde auch heute gegen EU-Beitritt stimmen

Nach Van der Bellen nahm dann Hofer im Studio Platz. Und dieser wurde auch gleich auf seine Kritik am grünen Mitbewerber angesprichen. Hofer, der Van der Bellen kürzlich einen "faschistischen Diktator" nannte, weil dieser einen FPÖ-Kanzler nur ungern oder gar nicht angeloben würde, blieb dabei: Sollte "VdB" sich "dem Wählerwillen widersetzen", sei dies eine zutreffende Bezeichnung.

Wieder einmal verteidigte Hofer seine Burschenschaft-Mitgliedschaft ("meine Narben sind nur vom Fahradfahren") und seine Ideen zum sektoralen Arbeitsverbot für Zuwanderer ("Nur jene hineinlassen, die wir am Arbeitsmarkt brauchen"). Die Regierung kritiserte er erneut scharf - und er rechne damit, dass es zu Neuwahlen kommen würde, wenn weder Andreas Khol, noch Rudolf Hundstorfer in die Stichwahl kommen sollten. Die Regierung, fasste er zusammen begehe "einen Suizid mit Anlauf".

Hergezogen ist der Burgenländer zudem über die europäische Union. "Wenn Österreich heute nicht Mitglied wäre und beitreten wollte, würde ich mit Nein stimmen", sagte er.