Mit den Worten "Wir treten an" hat Richard Lugner am Mittwoch seine Kandidatur für die Bundespräsidentenwahl bekannt gegeben. In der "Lugner"-City, seinem Wiener Einkaufszentrum, stellte er seine inhaltlichen Schwerpunkte vor - mit sehenswerter Inszenierung: Als "Österreichs First Couple", begleitet von pathetischer Musik, zogen Lugner und seine derzeitige Frau Cathy in den Konferenzraum ein.

Er werde "Österreich wieder auf Vordermann bringen" und "unsinnige Gesetze bekämpfen", erklärte Lugner. Politiker müssten den Gürtel enger schnallen, Lohnnebenkosten reduzieren, Selbstverantwortung fördern, erklärte der Baumeister. Weil er ohnehin immer so bezeichnet werde, übernehme er gerne die Rolle des "Kasperl mit seiner schönen Prinzessin," erklärte Lugner.

Lugner: Erheben Sie sich, hier kommt der Baumeister mit seiner First-Lady

Der Krampf mit der Rechtschreibung

Das Positionspapier des Society-Löwen sorgte für Aufsehen - unter anderem auch deshalb, weil er sich mit der Schreibweise der Namen seiner Konkurrenten offenbar noch nicht so genau auseinander gesetzt hatte: Sie kommen dort als Hundsdorfer (sic) und Kohl (sic) vor. SP-Kandidat Rudolf Hundstorfer und VP-Kandidat Andreas Khol gaben zunächst keine Stellungnahme zur Lugner'schen Rechtschreibung ab.

Eines ist aber schon fix: "Wir werden sicher keine Plakat-Serie machen, weil jeder kennt mein Gesicht", erklärte Lugner. Zuerst muss er aber 6000 Unterschriften sammeln, um überhaupt auf den Wahlzettel zu kommen. Experten erwarten zwar, dass er dies schafft, geben dem Societylöwen aber sonst nur wenig Chancen, dass er sein Ergebnis von 1998 von 9,9 Prozent der Stimmen übertrifft. Meinungsforscher Werner Beutelmeyer traut ihm fünf bis sechs Prozent zu.

Als Bundespräsident will Lugner nach eigener Aussage auf Sparsamkeit setzen. Die Sommerresidenz des Staatsoberhauptes, das Schloss Mürzsteg, würde er verkaufen. Er würde sich auch mit dem halben Präsidentengehalt von aktuell 24.322 Euro brutto im Monat begnügen. "Die zweite Hälfte bekommt meine Frau." "Und ich würde das spenden", erwiderte Cathy.

Vermarktung

Politikberater Thomas Hofer geht aber davon aus, dass die Hofburg-Bewerber rechts der politischen Mitte unter Lugner Kandidatur leiden. Bei einem knappen Hofburg-Rennen könnte "Mörtel" indirekt beeinflussen, wer es in die Stichwahl schafft, so Hofer. Bei seinem Antritt hatte Lugner vor allem freiheitliche Wähler angezogen. Hofer glaubt, dass Lugner nur wegen das Publicity antritt, und nicht "damit er sich bei der Loge am Opernball was spart". Hofer: "Das ist gar nicht böse gemeint, aber die Vermarktung war immer Lugners Triebfeder".

Stars und Sternchen

Von seinem Einkaufszentrum aus dirigiert Lugner mittlerweile seit Jahrzehnten sein öffentliches Leben, sei es sein Kampf für die Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten, Wahlkampf-Auftritte aller Parteien und auch seine vielfältigen Society-Aktivitäten. Mittlerweile seit Jahrzehnten lädt der Baumeister Stars und Sternchen aus aller Welt in seine Loge am Opernball, stets begleitet von jeder Menge medialem Getöse. Die Gästeschar war dabei durchaus bunt, von echten Weltstars wie Harry Belafonte, Sophia Loren oder Andie MacDowell bis hin zur Hotel-Erbin Paris Hilton und der Berlusconi-Geliebten Ruby Rubacuori.

Hier Lugners Präsidentschafts-Video mit Cathy:

Lugner ist bereits zum fünften Mal verheiratet, seine Frau Cathy ist ein ehemaliges Playboy-Model aus Deutschland. Spezielle Eigenart des vierfachen Vaters ist, dass seine Gefährtinnen mit tierischen Spitznamen geschmückt werden - von Mausi über Kolibri bis (aktuell) Spatzi reichte der Erfindungsschatz Lugners.

Doku-Soap: "Mörtel for Präsident?"

ATV macht aus dem Präsidentschaftswahlkampf von Lugner indes eine Doku-Soap. Der Privatsender begleitet den Societylöwen mit der Kamera beim Sammeln der 6000 Unterschriften. Für die Unterstützungserklärungen hat Lugner bis zum 18. März Zeit. ATV macht daraus vier Folgen "Die Lugners: Mörtel for Präsident?". Ausgestrahlt werden die Episoden aber erst nach Fristablauf, auch um den Wahlkampf nicht allzu stark zu beeinflussen. 

Lugners bisherige politische Karriere war durchwachsen, nach seinem Erfolg bei der Bundespräsidentenwahl 1998 gründete er für die Nationalratswahl im Jahr darauf die Partei "Die Unabhängigen", scheiterte aber. Als Unternehmer und am Society-Parkett lief es besser. Der Aufstieg des gebürtigen Wieners begann in den 1960er-Jahren, als er sich mit einer damals noch kleinen Firma auf die Renovierung von Alt-Bauten spezialisierte. Seinen Durchbruch markierte die Errichtung von Wiens größter Moschee sowie die Arbeit am Stadttempel der jüdischen Kultusgemeinde.