Die Entscheidung kam aus heiterem Himmel: Wenige Minuten vor Ablauf der Frist um 13 Uhr MEZ verkündete Boris Johnson, Chef der Brexit-Kampagne, dass er sich nicht um die Nachfolge von David Cameron als Chef der Tories und als Premierminister bewerben werde.  Nach Beratungen mit Kollegen und angesichts der Verhältnisse im Parlament" sei er zu dem Schluss gekommen, dass er nicht die richtige "Person" für diese Aufgabe sei, sagte Johnson am Donnerstag.   Zuvor hatte sein Mitstreiter, Justizminister Michael Gove, überraschend seine Kandidatur erklärt und Johnson kritisiert.

Über die genauen Hintergründe, warum Johnson plötzlich zurückweicht und nicht die Herausforderung annimmt, kann man nur mutmaßen. Johnson hatte sich trotz des eindrucksvollen Triumphs des Brexit-Lagers bereits in den letzten Tagen rar gemacht und die Öffentlichkeit gemieden. Manche Beobachter meinen, es habe kalte Füße bekommen, andere meinen hingegen, vielleicht sei er zur Erkenntnis gelangt, dass er als Persönlichkeit an der Spitze der Tory-Partei zu sehr polarisiere bzw. seine Kandidatur eine Spaltung nach sich ziehen würde.

Wenige Stunden vor Ablauf der Frist hat sich nun Justizminister Michael Gove sein Interesse an der Nachfolge von David Cameron als Tory-Vorsitzender bekundet. Der 48-Jährige hat sich für den Brexit ausgesprochen. Bei den britischen Konservativen endet heute um 13.00 Uhr (MESZ) die Frist, sich nach dem Brexit-Votum um die Nachfolge des gescheiterten Parteichefs und Premierministers  zu bewerben.

Die britische Innenministerin Theresa May stieg in der Nacht auf heute erwartungsgemäß in das Rennen um die Nachfolge des scheidenden Premierministers David Cameron ein. In einem Beitrag für die Zeitung "The Times" (Donnerstagausgabe) kündigte die Politikerin, die sich wie Cameron für einen britischen EU-Verbleib ausgesprochen hatte, ihre Kandidatur für den Vorsitz der regierenden Konservativen an.

Zuvor hatten Arbeitsminister Stephen Crabb und der ehemalige Verteidigungsminister Liam Fox ihren Hut in den Ring geworfen. Es wird erwartet, dass auch der ehemalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson antritt, der sich für den "Brexit" starkgemacht hat und dem große Chancen eingeräumt werden. Die Frist für die Bewerbung um den Vorsitz der Tories läuft im Tagesverlauf ab.

Auch Gesundheitsminister Jeremy Hunt erwägt eine Kandidatur. Wenn es mehr als zwei Kandidaten gibt, wird das Bewerberfeld kommende Woche per Abstimmung der Tory-Abgeordneten verkleinert. Über die verbleibenden zwei Kandidaten sollen dann die rund 150.000 Parteimitglieder per Briefwahl abstimmen. Das Ergebnis wird für den 9. September erwartet.

Cameron hatte nach dem Votum der Briten für einen EU-Austritt angekündigt, dass er sein Amt im September an einen Nachfolger übergeben will, der dann das Austrittsgesuch in Brüssel einbringen soll.