Berichte über Angriffe des israelischen Militärs nahe Damaskus haben Sorge vor einer Ausweitung des Syrien-Konflikts geweckt. Die Regierung in Jerusalem wollte Angaben am Donnerstag nicht kommentieren, wonach die Luftwaffe am Vortag eine Militärforschungsanlage und einen Waffentransport angegriffen hatte. Syrien legte in einem Brief Beschwerde bei der UNO ein und Syriens Botschafter im Libanon drohte Israel sogar mit Vergeltung. Der Hisbollah-Fernsehsender Al-Manar zitierte Ali Abdel Karim Ali am Donnerstag mit den Worten, dass Damaskus die "Möglichkeit eines Überraschungsschlags" habe. Syrien werde zur gegebener Zeit mit angemessenen Mitteln reagieren, sagte er.

Israel kommentiert Vorfall nicht

Es sei übliche Praxis, dass Israel solche Einsätze weder bestätige noch dementiere, sagte der Likud-Abgeordnete Zahi Hanegbi, ein Vertrauter von Regierungschef Benjamin Netanyahu, im israelischen Armeeradio. Israel habe "immer gesagt, dass eine rote Linie erreicht ist, wenn hochentwickelte Waffen aus dem Iran, Nordkorea oder Russland in die Hände der Hisbollah zu fallen drohen". Die radikalislamische schiitische Hisbollah-Miliz, ein enger Verbündeter der Regierungen Syriens und des Iran, hatte Israel wiederholt vom Libanon aus mit Raketen angegriffen. Israelische Experten erläuterten, dass nicht nur chemische oder biologische Waffen, sondern auch etwa Langstreckenraketen im Besitz der Hisbollah inakzeptabel seien. Ähnlich äußerte sich ein ranghoher US-Vertreter.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat sich besorgt über den Angriff gezeigt. In einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung rief er alle Beteiligten dazu auf, weitere Spannungen in der Region zu vermeiden und internationales Recht und die Souveränität der Staaten zu respektieren. Den Vereinten Nationen lägen bisher allerdings noch keine detaillierten Informationen zu dem Luftangriff vor, sagte Ban weiter. "Wir können noch nicht unabhängig bestätigen, was genau passiert ist."

Das russische Außenministerium äußerte seine "Besorgnis" und erklärte, wenn die Angaben zu dem Angriff zuträfen, wäre dies ein "nicht hinnehmbarer" Verstoß gegen die UN-Charta. Der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi sprach in einer Mitteilung von einer "brutalen Aggression". Der Chef der von vielen ausländischen Regierungen anerkannten oppositionellen Syrischen Nationalen Koalition, Ahmed Moaz al-Khatib, bemängelte, dass Damaskus den Angriff nicht verhinderte. Indes wurde bekannt, dass US-Vizepräsident Joe Biden am Samstag bei der Münchener Sicherheitskonferenz Khatib treffen will.

Die Hisbollah kritisierte, der Angriff habe "aufgezeigt, wo die Ursachen für die Vorgänge in Syrien liegen". Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle (FDP) warnte in Brüssel vor neuer Gewalt. Die Linksfraktion im Bundestag erklärte, Israels Politik sei "von Unversöhnlichkeit und militärischer Gewalt" geprägt.