Ein israelischer Raketenangriff im Nachbarland Syrien hat Furcht vor einem Flächenbrand im Nahen Osten ausgelöst. Unklar war am Donnerstag weiterhin, ob israelische Kampfflugzeuge nur einen Militärkonvoi angegriffen hatten oder auch ein Forschungszentrum für militärische Zwecke nahe der Hauptstadt Damaskus, wie die syrische Führung behauptete. Es handelt sich um den ersten Luftangriff Israels auf das Nachbarland seit 2007.

Russland, einer der letzten Verbündeten Syriens, nahm die Angriffe mit "tiefer Besorgnis" zur Kenntnis. "Wenn die Informationen bestätigt werden, wäre dies ein grober Verstoß gegen die UNO-Charta", teilte das Außenministerium in Moskau am Donnerstag mit. Angriffe auf Ziele in einem souveränen Staat seien "nicht hinnehmbar - aus welchen Motiven dies auch immer geschehen mag".

Der Iran verurteilte Israel scharf: "Dieser Akt ist eine klare Verletzung der territorialen Integrität Syriens und beweist erneut, dass die Zionisten und der Westen keine Stabilität und Sicherheit in Syrien wollen", sagte Außenminister Ali-Akbar Salehi nach Angaben des staatlichen Fernsehsenders IRIB am Donnerstag. Der Angriff beweise weiterhin, dass die "Terroristen" in Syrien die gleichen Ziele verfolgten wie Israel.

Auch die Arabische Liga verurteilte erwartungsgemäß die Luftangriffe. Die libanesische Hisbollah warf Israel vor, Teil einer "Verschwörung" gegen Syrien zu sein. Der Angriff der israelischen Luftwaffe auf syrisches Gebiet mache deutlich, dass es darum gehe, Syrien und seine Armee zu zerstören, um die "Achse des Widerstands" zu brechen, erklärte die radikal-islamische Schiitenpartei.

Ziele der Hisbollah

Zuvor hatten US-Regierungsbeamte nach Medienberichten einen israelischen Raketenangriff bestätigt. Ziel sei ein Konvoi gewesen, der sich mit hochmodernen Flugabwehrwaffen auf dem Weg zur Hisbollah-Miliz im Libanon befunden habe, berichtete die "New York Times". Diese SA-17-Raketen hätten es für israelische Kampfflugzeuge schwieriger gemacht, uneingeschränkt über libanesischem Territorium zu patrouillieren oder in Zukunft Ziele der Hisbollah anzugreifen.

Von Israel gab es zunächst keinen offiziellen Kommentar. Es ist jahrelange Praxis der israelischen Führung, Einsätze gegen Ziele im Ausland weder zu dementieren noch zu bestätigen.

Der israelische Rundfunk meldete am Donnerstag, der Rettungsdienst Magen David Adom trainiere angesichts der Spannungen an der Nordgrenze landesweit den Gebrauch von Gasmasken. Solche Übungen seien aber nicht ungewöhnlich und fänden häufiger statt.

"Näher am Krieg"

Die israelischen Tageszeitungen reagierten mit Sorge. In einem Kommentar der "Yediot Ahronot" heißt es, dass ein solcher Angriff, falls er von Israel ausgeführt worden sei, die betroffenen Parteien näher an einen Krieg heranführe. Die Tageszeitung "Israel Hayom" kommentierte, es sei nun an Syrien und der Hisbollah zu entscheiden, ob sie die bestehenden Spannungen in einem Krieg kulminieren lassen wollten.

Die US-Tageszeitung "Washington Post" schrieb, der Angriff löse die Besorgnis aus, dass der Bürgerkrieg in Syrien sich auf die Region ausweite.