Nach einer neuen Runde der Gewalt zwischen der israelischen Armee und militanten Palästinensern im Gazastreifen mehren sich in Israel die Hinweise auf eine härtere Gangart. Militante Palästinenser hätten seit Samstag mehr als 140 Raketen und Granaten Richtung Israel abgeschossen, teilte das Militär am Montag mit. Die Raketenangriffe dauerten auch am Montag trotz einer angeblich von Ägypten vermittelten informellen Waffenruhe an.

"Die Welt muss verstehen, dass Israel nicht mit verschränkten Armen dasitzen wird, während man uns Schaden zufügt", hatte Regierungschef Benjamin Netanyahu am Vortag gewarnt. "Wir sind darauf vorbereitet, die Reaktion zu verstärken", fügte er hinzu. Am Montag informierte Netanyahu Botschafter in Israel über Gegenmaßnahmen. Israel werde handeln, um die Raketenangriffe zu beenden, zitierte ihn die Zeitung "Haaretz". Vize-Premier Silvan Schalom warnte, notfalls müsse die Armee erneut in den Gazastreifen einmarschieren.

In den israelischen Medien wurde davon ausgegangen, dass es massivere Militärschläge gegen Extremisten im Gazastreifen geben werde. Allerdings seien weder Israel noch die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas an einem großen Schlagabtausch vergleichbar der israelischen Bodenoffensive "Gegossenes Blei" zur Jahreswende 2008/2009 interessiert. Israel stecke in dem Dilemma, den militärischen Druck zu erhöhen, ohne die Hamas zu stürzen. "Israel hat kein Interesse, die Hamas durch noch extremere Kräfte zu ersetzen", kommentierte etwa die Zeitung "Jediot Achronot".

Die neuen Konfrontationen hatten am Samstag mit einem palästinensischen Angriff auf einen gepanzerten israelischen Jeep auf der israelischen Seite des Grenzzaunes zum Gazastreifen begonnen. Dabei waren vier Soldaten zum Teil schwer verletzt worden. Die israelischen Streitkräfte antworteten mit Panzerbeschuss und einer Reihe von Luftangriffen, in deren Verlauf mindestens sechs Palästinenser getötet und 40 weitere verletzt wurden.