Bei einer Reihe von Anschlägen sind im Irak mindestens 52 Menschen getötet worden. Zudem seien mehr als 250 Menschen bei den Attentaten verletzt worden, teilten die irakischen Behörden am Sonntag mit. Bei dem blutigsten Anschlag starben mindestens 14 Menschen, als im Süden des Landes zwei Autobomben auf einem Markt explodierten.

Der voll besuchte Markt liegt in der Nähe des Schreins für einen schiitischen Imam. Die zweite Bombe explodierte erst, als die Rettungskräfte eintrafen. Mehr als 60 Menschen seien bei dem Anschlag verletzt worden, sagte ein Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde in der Provinz Maisan. Sonntag war der blutigste Tag im Irak seitdem am 16. August, als 82 Menschen bei Anschlägen getötet wurden. Zunächst bekannte sich niemand zu der jüngsten Attentatsserie. Allerdings hatte das Terrornetzwerk Al-Kaida vor kurzem angekündigt, im Irak wieder aktiver werden zu wollen.

Bei einem Angriff auf einen Militärstützpunkt 70 Kilometer nördlich von Bagdad wurden elf Soldaten getötet und acht weitere verletzt, wie Armee und Ärzte mitteilten. Bewaffnete Angreifer nahmen den Armeeposten Balad demnach in der Nacht zum Sonntag unter Beschuss. Als weitere Soldaten dort eintrafen, sei eine an der Straße deponierte Bombe explodiert.

Am Sonntag explodierte zudem eine Autobombe nahe Kirkuk im Nordirak, wodurch sieben Menschen getötet wurden. 17 weitere seien verletzt worden, erklärten ein Polizeibeamter und ein Arzt. Der Anschlag richtete sich laut Polizei gegen den staatlichen irakischen Ölkonzern North Oil. Die Bombe explodierte am Morgen auf einem Parkplatz des Unternehmenssitzes etwa 15 Kilometer von Kirkuk entfernt. Bei den Opfern handelte es sich den Angaben zufolge um Menschen, die sich als Wachleute bewarben.

In der Provinzhauptstadt Kirkuk detonierten zwei Bomben, wobei laut Polizei und Rettungskräften drei Menschen getötet und mehr als 70 weitere verletzt wurden. Dabei wurden zahlreiche Autos und Regierungsgebäude beschädigt, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. In der ölreichen Provinz Kirkuk gibt es immer wieder ethnische Spannungen. Zudem explodierte nach Angaben von Sicherheitskräften eine Autobombe vor dem französischen Konsulat in der südirakischen Stadt Nassiriyah (Nassirija). Ein Mensch sei getötet und zwei weitere verletzt worden, sagte der Leiter des städtischen Krankenhauses. Zur Identität der Opfer wurden keine Angaben gemacht. Der Honorarkonsul war nach Angaben aus französischen Diplomatenkreisen zum Anschlagszeitpunkt nicht vor Ort. Ebenfalls in Nassirija explodierte nach Krankenhausangaben zudem eine Autobombe vor einem Hotel, wodurch zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt wurden.

Anschläge mit Todesopfern wurden außerdem aus West-Kirkuk, aus der Region Tal Afar, aus der Stadt Samarra, aus Tus Khurmatu, Taji und Baakuba gemeldet. In der sonst relativ ruhigen Stadt Basra im Süden des Landes starben bei einer Autobombenexplosion drei Menschen. Mindestens 20 weitere Menschen wurden dabei nach Angaben aus Sicherheits- und Ärztekreisen verletzt.

Attentate sind im Irak weiter üblich, auch wenn die Anzahl seit den Jahren 2006-2007 deutlich zurückging. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP starben bei Anschlägen im August dieses Jahres 278 Menschen.

Ein Gericht in Bagdad hat am Sonntag den irakischen Vizepräsidenten Tarik al-Hasehmi (Haschimi) in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Der Sunnit wurde wegen der Organisierung von Todesschwadronen und mehrfachen Mordes verurteilt. Das teilte das Gericht mit. Seiner Verhaftung hatte sich Al-Hashemi durch Flucht in die kurdische Autonomieregion und dann in die Türkei entzogen.

Al-Hashemi und seine Anwälte hatten die Vorwürfe stets bestritten. Das Verfahren war in ihren Augen vom schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki gesteuert, der auf diesem Wege einen politischen Gegner aus dem Weg räumen wolle. Al-Maliki regiert im Irak an der Spitze einer schiitisch-kurdischen Koalition. Beobachter werfen ihm einen zunehmend autoritären Regierungsstil vor. Al-Hasheimi, der aus der sunnitischen Irakischen Islam-Partei (IIP) kommt, ist neben dem Schiiten Khudair al-Khusai Stellvertreter des irakischen Präsidenten Jalal Talabani, der ein Kurde ist.

Das Verhältnis zwischen der schiitischen Bevölkerungsmehrheit (rund 60 Prozent) und der sunnitischen Minderheit (rund 20 Prozent) ist immer noch sehr angespannt. Sunnitische Extremisten erschüttern das Land immer wieder mit blutigen Terroranschlägen.