Der frühere britische Premierminister Tony Blair warnt nach dem EU-Referendum in Großbritannien vor der Gefahr, dass in seinem Land eine populistische Kraft an die Macht kommen könnte. "Für uns beginnt eine Ära der Angst und der Unberechenbarkeit. Man muss nach Wegen suchen, um das Schlimmste abzuwenden", so Blair im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" am Samstag.

Kein Weg führt an Brexit vorbei

"Wenn man aber einen derart destabilisierenden Beschluss ergreift, kann man Instabilität nur schwer vermeiden. Ich sehe im Moment keinen Weg, um Großbritanniens EU-Austritt zu verhindern", klagte Blair. Das Ergebnis des Brexit-Referendums sei mit der Sorge um die Flüchtlingsproblematik zu erklären, mit der der ganze Westen konfrontiert sei. "Die Mitte-Links-Kräfte in ganz Europa müssen eine Lösung für die Einwanderung finden, ansonsten werden die Populisten überwiegen", so Blair.

"Ich glaube nicht, dass es uns besser gehen würde, wenn Einwanderer nicht mehr nach Großbritannien kämen. Alle Studien beweisen das Gegenteil. Sie bringen mehr Geld als sie aus öffentlichen Mitteln erhalten. Das ist aber den Wählern ungenügend erklärt worden", sagte Blair. Eine Lösung für die Flüchtlingsproblematik sei laut Blair dringend notwendig.

Auch vor der Gefahr von Spaltungen Großbritanniens warnte der 63-Jährige. "Großbritanniens EU-Austritt ändert die Situation vollkommen. Sie gibt den Schotten ein entscheidendes Argument, über das sie bei ihrem Unabhängigkeitsreferendums vor zwei Jahren nicht verfügten", so Blair.