"Wir werden unsere Türen niemals vor den Menschen und der Menschlichkeit schließen", sagte Recep Tayyip Erdogan am Montag. Die Türkei habe fast drei Millionen Syrer aufgenommen und biete mehr Flüchtlingen Schutz als jedes andere Land der Welt.

Menschenrechtsgruppen werfen der Regierung vor, trotz der offiziellen "Politik der Offenen Tür" die Grenzen geschlossen zu haben und Flüchtlinge aus Syrien teils gewaltsam abzuweisen.

Erdogan sagte, die Türkei leiste humanitäre Hilfe ohne Ansehen der notleidenden Person. "Schmerz kennt keine Farbe, keine Rasse, keine Sprache oder Religion." Er sprach sich für eine Reform der humanitären Hilfssysteme aus, die effektiver werden müssten. "Ich hoffe, dass der Gipfel als Wendepunkt dient."

Erdogan-Berater droht mit Aussetzung von EU-Abkommen

Ein Berater Erdogans hat indes erneut damit gedroht, dass die Regierung alle getroffenen Vereinbarungen mit der EU außer Kraft setzen könnte. Dazu könne es kommen, wenn die Europäische Union in ihren Gesprächen mit der Regierung in Ankara weiterhin "doppelte Standards" ansetze, sagte Yigit Bulut am Montag dem Sender TRT Haber.

Als Beispiel führte Bulut Verträge zur Zoll-Union an. Die türkische Regierung und die EU haben ein Abkommen geschlossen, das die Türkei zur Rücknahme von Flüchtlingen aus Griechenland verpflichtet. Im Gegenzug hat die EU den Türken unter anderem eine rasche Visa-Freiheit bei EU-Reisen in Aussicht gestellt. Ein zentraler Streitpunkt für das Ende der Visumspflicht ist die von der EU geforderte Änderung des Anti-Terror-Gesetzes in der Türkei, die Erdogan ablehnt.

Mehr legale Migrationswege

In der Flüchtlingskrise müssen die EU und die Türkei nach Ansicht des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auf legale Migrationswege setzen. In einem Gastbeitrag für den britischen "Guardian" zum UNO-Nothilfegipfel in Istanbul nannte Erdogan ausdrücklich den von ihm zuvor mehrfach kritisierten Flüchtlingspakt der Türkei mit der EU vom März als Beispiel dafür.

"Um illegale Zuwanderung unter Kontrolle zu halten, müssen Europa und die Türkei zusammenarbeiten, um legale Mechanismen für die Umsiedlung syrischer Flüchtlinge zu schaffen, wie das Abkommen vom März 2016."

Weiter schrieb Erdogan: "Indem wir Flüchtlinge belohnen, die sich an die Regeln halten, und indem wir deutlich machen, dass illegale Zuwanderer in die Türkei zurückgeschickt werden, können wir Flüchtlinge davon überzeugen, ihr Leben nicht auf See zu riskieren." Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel will sich am Rande des Gipfels mit Erdogan treffen, um Wege aus dem Streit über den Flüchtlingspakt zu suchen. Weil Erdogan die EU-Forderung ablehnt, vor einer Visumsliberalisierung die Anti-Terror-Gesetze des Landes zu ändern, steht der Pakt schon zwei Monate nach dem Start auf der Kippe.