Die österreichischen Europaabgeordneten sehen in dem sich abzeichnenden Deal mit Großbritannien nur den Beginn einer weiteren Entwicklung. Der britische Premier David Cameron sei "wie der Zauberlehrling, der den Besen geholt hat und nicht mehr los wird", sagte die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Ulrike Lunacek, (Grüne) am Dienstag in Straßburg.

Die SPÖ-Delegationsleiterin Evelyn Regner sagte, Cameron müsse für die Briten aus den Verhandlungen als Sieger herauskommen, bringe aber damit unter Umständen einen Ball ins Rollen, wo nationale Lösungen überdacht werden. ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas meinte, er sei mit der Entwicklung unzufrieden, weil überall Kräfte gestärkt würden, die nur auf ihre eigenen Interessen schauten. Außerdem sei das Verhandlungsergebnis noch nicht das Ergebnis der Volksabstimmung über das bevorstehende britische EU-Referendum.

Die Freiheitlichen sehen in Camerons Forderungen "nur den Startschuss dafür, was quer durch Europa ereignen wird", wie ihr Delegationsleiter Harald Vilimsky sagte. "Wir werden Diskussionen wie in Großbritannien bald in anderen Staaten haben, weil die Kassen leer sind."

Lunacek hält die derzeitige Debatte mit Großbritannien über eine Begrenzung der Personenfreizügigkeit und von Sozialleistungen für EU-Bürger für "unnötig". Das einzige, was noch helfe, Großbritannien in der EU zu halten, sei eine Kampagne über die Kosten eines britischen EU-Austritts "am Tag danach", sagte sie. Regner befürchtet, dass die von Cameron verlangten Einschränkungen zu einem Anstieg der Schwarzarbeit führen werden.

Karas betonte: "Es gibt Dinge, die sind nicht verhandelbar." Dazu zählte Karas die Grundfreiheiten und die Ziele der EU. "Wir brauchen mehr Gemeinsamkeit, nicht mehr Sonderregelungen. Wir wollen ein Ergebnis, aber nicht um jeden Preis."