Der gerade gewählte zyprische Staatspräsident Nicos Anastasiades steht schon vor seiner größten Bewährungsprobe. Das Land braucht dringend rund 18 Milliarden Euro Hilfe, sonst bricht es unter der Last seiner defizitären Banken zusammen. Diese Möglichkeit wird von Tag zu Tag größer. Im Jänner haben ausländische Bankkunden 1,7 Milliarden Euro von zyprischen Konten abgezogen, warnte die Nationalbank in Nikosia.

Vor allem russische Bürger sind es, die ihre düsteren Geschäfte über die sonnige Mittelmeerinsel abwickeln. Allein 2011 sind von zyprischen Konten sagenhafte 129 Milliarden Euro als weiß gewaschenes Geld in Richtung Russland geflossen, berichtet der Internationale Währungsfonds (IWF).

Aufgeblasener Sektor

Dieser Umstand bereitet Präsident Anastasiades schlaflose Nächte. Ein Hort für russische Milliardäre zu sein, ist einerseits so etwas wie eine der Geschäftsgrundlagen Zyperns. Andererseits bescherte das dem Land einen aufgeblähten Bankensektor, der seinerseits besonders unter der Krise des Nachbarn Griechenland leidet.

Am Montag beraten die Finanzminister der Euro-Gruppe in Brüssel erneut über das schon vor acht Monaten gestellte Hilfsansuchen von der Insel. Die Frage der russischen Konten wird wieder im Mittelpunkt stehen. Nicht zuletzt deshalb, weil ein EU-internes Papier einen Weg zeigt, wie die Hilfe die Euro-Partner weniger teuer käme. Bankkunden und nachrangige Gläubiger mit mehr als 100.000 Euro Einlagen könnten im Wege einer Sondersteuer einen entsprechenden Beitrag leisten, zitieren Medien aus der Unterlage. Dann müsste die Euro-Hilfe an die zyprischen Banken statt 10 nur 1,5 Milliarden umfassen.

Der Preis dafür wäre allerdings hoch, räumen die Experten ein. Wegen des Vertrauensverlustes der Kontoinhaber würde Zypern in eine noch längere und tiefere Rezession schlittern, als es bei der "normalen" Euro-Hilfe der Fall wäre.