Der Euro erfreut sich bei internationalen Investoren wieder größerer Beliebtheit. Hatte die Schuldenkrise in vielen Euroländern die Gemeinschaftswährung Mitte 2012 noch auf 1,20 Dollar gedrückt, kostet sie mittlerweile 14 Cent mehr. Am Montag stieg der Euro auf gut 1,34 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Februar vergangenen Jahres. Beobachter erklären die Entwicklung vor allem mit einem Abflauen der europäischen Schuldenkrise.

Noch vor etwa einem halben Jahr sah es für den Euro alles andere als gut aus. Die hohe Verschuldung zahlreicher Staaten im Währungsraum, gepaart mit einer unzureichenden Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, hatte die Gemeinschaftswährung stark belastet und auf ein Zweijahrestief gedrückt. Nicht wenige Marktteilnehmer, in erster Linie Hedgefonds aus den USA und Großbritannien, setzten hohe Beträge auf ein Auseinanderfallen des Euroraums.

EZB-"Bazooka"

Diesen Wetten setzte die Europäische Zentralbank (EZB) Ende Juli ein jähes Ende. In seiner fast schon legendären Rede von London versicherte EZB-Chef Mario Draghi, die Notenbank werde alles tun, um die gemeinsame Währung zu erhalten.

Diese Worte stellten den Beginn der Euro-Wende dar. Anfang September ließ die EZB dann auch Taten folgen. Sie verkündete ihr Anleihekaufprogramm OMT, mit dem sie notfalls unbegrenzt - allerdings mit Auflagen - Staatsanleihen krisengeschwächter Eurostaaten kaufen will. Seither ist klar: Die EZB wird ein Auseinanderbrechen des Währungsraums nicht tolerieren. Und da Zentralbanken mit der Notenpresse über eine quasi unbezwingbare Waffe verfügen, lautet eine Goldene Regel von Finanzinvestoren: "Wette nie gegen eine Notenbank". Der Sinkflug des Euro war gebrochen.

Reformen weitertreiben

Klar ist auf der anderen Seite aber: An den Finanzmärkten mag das Schlimmste überwunden sein. Wirtschaftlich und fiskalisch ist die Krise aber alles andere als ausgestanden. Das erkennt auch EZB-Chef Draghi an - im Gegensatz zu einigen Vertretern der europäischen Politik, die mitunter voreilig von einem Ende der Schuldenkrise sprechen. Bankenvolkswirte fordern deshalb gebetsmühlenartig, angestoßene Reformen müssten ebenso fortgeführt werden wie die eingeschlagene Konsolidierung der Haushalte. Zudem gilt: Das Bankensystem des Währungsraums ist alles andere als über den Berg.

Dass der Euro in der Anlegergunst dennoch weiter zulegt, liegt nicht zuletzt an der Schwäche anderer Währungen. Auch hier spielt die Geldpolitik der Notenbanken eine große Rolle. So sorgt insbesondere die anhaltende Geldschwemme der US-Notenbank Federal Reserve dafür, dass der US-Dollar unter Druck bleibt. Zwar hatte die Fed unlängst durchblicken lassen, mit einem Ende ihrer milliardenschweren Anleihekäufe zu liebäugeln. Ausgemacht ist ein schnelles Ende aber keineswegs. Schließlich sind sich ranghohe Fed-Mitglieder in dieser Frage alles andere als einig.

Ob der Euro seinen Aufwärtskurs fortsetzen wird, ist unter Beobachtern strittig. Die US-Investmentbank Goldman Sachs gibt sich zuversichtlich. Sie sprach unlängst eine Kaufempfehlung für die Gemeinschaftswährung aus, was dem Euro zusätzlichen Auftrieb verlieh. Zurückhaltender sind etwa die Devisenexperten der Commerzbank, die insbesondere auf die konjunkturelle Schwäche im Euroraum verweisen. Tatsächlich befinden sich zahlreiche Volkswirtschaften Europas immer noch im Konjunkturtal, große Länder wie Spanien oder Italien stecken in einer tiefen Rezession. Ob der Währungsraum 2013 konjunkturell die Wende schafft, dürfte ein entscheidender Faktor für den Weg des Euro sein.