Die Rezession in Spanien treibt die Arbeitslosigkeit auf den höchsten Stand seit der Rückkehr zur Demokratie Mitte der 1970er Jahre. Die Arbeitslosenquote kletterte im zweiten Quartal auf 24,6 Prozent, wie das nationale Statistikamt am Freitag mitteilte. Ein höheres Niveau hat es seit Einführung der Statistik 1976 - und damit ein Jahr nach dem Tod des langjährigen Diktators Franco - nicht gegeben. Somit gerät die Wirtschaft des Landes immer tiefer in den Abwärtsstrudel. "Die Daten sind ein weiterer Beleg dafür, in welch miserabler Lage die Wirtschaft ist", sagte Analyst Ben May von Capital Economics. "Die Dinge werden nur noch schlechter werden".

Konjunktureinbruch nach Immobilienboom

Erst sorgte das abrupte Ende des Immobilienbooms 2008 für einen Konjunktureinbruch, inzwischen ächzt das Land unter der Schuldenkrise und dem mangelnden Vertrauen der Finanzmärkte. Für seinen maroden Bankensektor bekam Spanien von seinen Euro-Partnern schon Finanzhilfen von bis zu 100 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Die hohen Kosten für die Staatsfinanzierung schüren aber Sorgen, dass das Land als Ganzes unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen muss. Die Regierung um Ministerpräsident Mariano Rajoy stemmt sich mit einem harten Sparkurs über 65 Milliarden Euro dagegen. Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen sollen mittelfristig die Haushalte entlasten, dürften kurzfristig aber die Wirtschaftskrise verschärfen.

Ende 2011 und Anfang 2012 schrumpfte die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone bereits, für das abgelaufene zweite Quartal befürchtet die spanische Notenbank ein Minus von 0,4 Prozent. Im Frühjahr waren von insgesamt rund 45 Millionen Einwohnern 5,7 Millionen arbeitslos. Dies sind etwa doppelt so viel wie in Deutschland. Die Arbeitslosenquote Spaniens lag im ersten Quartal noch bei 24,4 Prozent und ist seit längerem die höchste der gesamten Europäischen Union. Vor allem Jugendlichen fehlt die Perspektive. Rund jeder Zweite unter 26 Jahren hat keinen Job.