Das Milliardenpaket für Spaniens marode Banken ist gerade beschlossen, da wird schon an der nächsten Rettungsoperation gearbeitet: Unter größter Geheimhaltung sondiert die Madrider Regierung in Berlin, Paris und Brüssel, wie die Zahlungsunfähigkeit des Königreichs abgewendet werden kann.

Da sich die Kreditzinsen an den Märkten der unerträglichen Acht-Prozent-Marke nähern, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Geld ausgeht und das Land erneut um Hilfe bitten muss.

Offiziell wird alles dementiert. Doch es gehört zur Euro-Krisendiplomatie, dass der Ernstfall bis zuletzt geleugnet wird. Das war beim 100-Milliarden-Kredit für Spaniens Banken so. Und das wird wohl jetzt wieder so sein.

Die Stunde der Wahrheit schlägt im Oktober, wenn Spanien rund 30 Milliarden Euro seiner explodierten Staatsschulden refinanzieren muss. "Wir haben kein Geld mehr", entglitt es Finanzminister Cristóbal Montoro in einem schwachen Moment. Er warnte, dass er bald nicht mehr die Staatsdiener bezahlen könne.

Einen Vorgeschmack auf die Zukunft liefern Spaniens Regionen, die den österreichischen Bundesländern entsprechen: Die vier Regionen Katalonien, Valencia, Murcia und Kastilien-La Mancha haben durchblicken lassen, dass sie vor der Pleite stehen, wenn nicht Rettung naht. Die Balearen mit Mallorca, die Kanarischen Inseln und Andalusien mit der Costa del Sol haben gleichfalls große Zahlungsprobleme. Auch immer mehr spanische Dörfer und Städte schulden ihren Angestellten die Löhne.

Geldverschwendung

Fast alle Regionen schieben offene Rechnungen in Milliardenhöhe vor sich her. Als Musterbeispiel für Geldverschwendung gilt Kastilien-La Mancha, wo für 500 Millionen Euro ein Flughafen gebaut wurde, den niemand braucht. Auch Mallorcas U-Bahn in der Inselhauptstadt Palma macht mangels Fahrgästen als Investitionsruine Schlagzeilen.

Panik macht sich in Spaniens Regierung breit. Alle Reform- und Sparpläne konnten die Finanzlage nicht verbessern. "Wir können machen, was wir wollen - wir haben die Märkte gegen uns", hieß es verzweifelt in Madrid.

Spanien arbeitet nun an zwei Notplänen: Plan A sieht vor, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im großen Stil spanische Staatsanleihen aufkauft, um dem Land zu Geld zu verhelfen. Doch EZB-Chef Mario Draghi und Berlin wehren sich gegen diese Geldspritzen, da sie Spaniens strukturelle Probleme nicht lösen.

Plan B sieht einen formellen Antrag an den Euro-Notfonds vor, Spanien mit einer "vorübergehenden Kreditlinie" aus der Patsche zu helfen. Die Rede ist von zunächst bis zu 300 Milliarden Euro, die Spanien bis Ende 2013 brauchen könnte, um über die Runden zu kommen. Mittelfristig wird Spaniens Finanzbedarf auf 500 bis 600 Milliarden Euro geschätzt. Spaniens Wirtschaftsminister de Guindos fasste die kritische Lage erstaunlich offen so zusammen: "Wir brauchen Zeit und Finanzierung."