Die US-Regierung hat die europäischen Staats- und Regierungschefs wenige Tage vor dem EU-Gipfel zu konkreteren Schritten im Kampf gegen die Schuldenkrise aufgerufen. Zwar sei den Politikern die Dringlichkeit der Lage bewusster geworden, sagte Finanzstaatssekretärin Lael Brainard am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Es fehlten jedoch noch viele Details zu dem Weg aus der Krise.

Auf dem Gipfel in Brüssel am Donnerstag und Freitag müssten sowohl kurzfristige Schritte zur Entspannung der finanziellen Lage in einigen EU-Ländern abgesprochen werden als auch ein Fahrplan zu einer engeren wirtschaftlichen Integration. "Wir hoffen alle, dass sie in den kommenden Tagen etwas Fleisch auf die Knochen packen", sagte Brainard und bezog sich dabei auf das Versprechen der Europäer beim G-20-Gipfel in Mexiko vor einer Woche, alles Nötige zur Überwindung der Krise zu tun.

Vertrauen zurückgewinnen

Die Staats- und Regierungschefs müssten klarmachen, wie sie das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen, die Banken stärken und dafür sorgen wollen, dass sich Spanien und Italien zu bezahlbaren Zinsen Geld leihen können. Für die genaue Vorgehensweise seien die Europäer jedoch selbst verantwortlich, erklärte Brainard. "Wir freuen uns alle darauf, Details zu erfahren."

Der Vorstandsvorsitzende von Goldman Sachs Asset Management, Jim O'Neill, erklärte, die Lösung der Krise sei eine politische und keine wirtschaftliche Frage. In vielerlei Hinsicht stehe Europa wirtschaftlich besser da als die USA und Japan. "Wenn Angela Merkel und ihre Kollegen zum Rest der Eurozone stünden, und wenn sie sich wie eine echte Gemeinschaft verhielten, dann wäre die Krise an diesem Wochenende vorüber."

Der US-Milliardär George Soros erneuerte seine scharfe Kritik an der kompromisslosen Haltung der deutschen Regierung. Wenn diese an ihrem Kurs festhalte, könne sie für den Zusammenbruch der Eurozone verantwortlich werden, schrieb Soros in einem Beitrag für die "Financial Times" (FT). Angesichts der egoistischen deutschen Position drohe in Brüssel ein "Fiasko".

Spaniens Banken herabgestuft

Überraschend kam es nicht, weh tut es trotzdem: Die Ratingagentur Moody's hat auf einen Schlag die Kreditwürdigkeit von 28 spanischen Banken herabgestuft. Für einzelne Kreditinstitute ging es um ganze vier Stufen nach unten - ein ungewöhnlich tiefer Fall in einer ungewöhnlich schweren Zeit für das Land. Zu den Betroffenen Häusern der Abstufung vom Montag zählen auch die Branchenriesen Banco Santander und BBVA. Vor allem traf die Aktion aber zahlreiche kleinere Institute. Für sie dürfte es damit noch schwerer und teurer werden, an frisches Geld zu gelangen.

Während die beiden Großbanken nach der Herabstufung immerhin noch eine befriedigende Kreditwürdigkeit besitzen, sind weitere Regionalbanken auf das sogenannte Ramschniveau abgerutscht. Diese Marke gilt für Investoren als deutliches Warnsignal, dass sie Gefahr laufen, ihr Geld zu verlieren.

Moody's begründete die Herabstufung unter anderem damit, dass der Staat immer weniger in der Lage sei, der notleidenden Branche zu helfen. Spanien selbst muss an den internationalen Kapitalmärkten mittlerweile hohe Zinsen zahlen, um sich Geld zu leihen. Die Regierung in Madrid hatte angesichts der vertrackten Lage erst am Montag in der Früh Hilfen für die Banken aus dem Euro-Rettungsfonds beantragt.