Offiziell war es nur die normale wöchentliche Sitzung des türkischen Kabinetts, die am Montag unter Vorsitz von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in Ankara tagte. Doch außer dem Termin war nichts normal. Das Thema Syrien und die möglichen Reaktionen der Türkei auf den Abschuss ihres Militärjets durch den Nachbarn am vergangenen Freitag bestimmten die Tagesordnung. In der Presse wurde heftig über mögliche Luftangriffe der Türkei auf syrische Stellungen an der Grenze spekuliert.

Nach dem Abschuss der Maschine im östlichen Mittelmeer werde es zwar keinen Krieg geben, aber Syrien werde auch nicht straflos davonkommen, beschrieb die Zeitung "Hürriyet" die Reaktion der Türkei. In Kommentaren war viel davon die Rede, dass die Türkei als aufstrebende Regionalmacht so etwas wie den Abschuss einer Militärmaschine nicht unbeantwortet lassen könne. Was Ankara an Plänen in den Schubladen hat, blieb zunächst unklar. Die Zeitungen präsentierten ihren Lesern Planspiele, nach denen türkische Jets mit absichtlichen Verletzungen des syrischen Luftraums einen erneuten Beschuss provozieren könnten, um anschließend die syrische Luftabwehr massiv bombardieren zu können. Erdogan wurde mit den Worten zitiert, ein großer Staat wie die Türkei werde sich nicht dazu herablassen, "nach Stechmücken zu schlagen". Fest steht, dass die Türkei sich nach dem Vorfall vom Freitag um eine möglichst breite internationale Unterstützung bemüht. Diplomaten aus EU-Staaten und Nato-Ländern erhielten in Ankara detaillierte Briefings über den Vorfall, bei dem laut dem türkischen Außenministerium "die gesamte Verantwortung bei Syrien" lag.