Spanien hat erstmals Probleme bei der Beschaffung von frischem Geld auf den Finanzmärkten offen eingeräumt. "Die Tür zu den Märkten steht uns derzeit nicht offen", sagte Finanzminister Cristobal Montoro. Das von Schulden, einem hohen Defizit und insbesondere von einer massiven Bankenkrise betroffene Euro-Land sieht sich mit enorm hohen Kosten bei Refinanzierung konfrontiert. Die Zinsen, die Spanien bezahlen muss, um sich über Staatsanleihen Geld auf den Märkten zu besorgen, stiegen zuletzt dramatisch an und erreichten bis zu 6,7 Prozent. Auf Dauer ist eine Belastung, die nahe sieben Prozent oder darüber liegt, nicht zu tragen. Dies hatte bereits die Entwicklung in anderen Euro-Krisenländern wie Griechenland, Portugal oder Irland gezeigt, die allesamt unter den Euro-Rettungsschirm flüchten mussten.

Rettungsaktion unerlässlich?

Nach Ansicht von Montoro haben die EU-Institutionen es in der Hand, Spanien den Zugang zu den Finanzmärkten wieder zu öffnen. Eine internationale Rettungsoperation wie in Griechenland, Portugal oder Irland schloss er für Spanien aufgrund der Größe des Landes aus. Spanien hofft jedoch, dass Gelder aus den EU-Rettungsfonds direkt an kriselnde Banken fließen. Die spanischen Großbanken, die nach dem abrupten Ende des Immobilienbooms eine Vielzahl von "faulen Krediten" in ihren Bilanzen haben, sollen rund 40 Milliarden Euro benötigen. In Europa mehren sich unterdessen die Stimmen, die eine Rettungsaktion für Spanien für unerlässlich halten.

Einem deutschen Medienbericht zufolge könnte Spanien eine vorsorgliche Hilfsmaßnahme aus dem Euro-Rettungsschirm erhalten. Es werde geprüft, ob für Spanien eine vorsorgliche Kreditlinie aus dem EFSF bereitgestellt werden soll, berichtete die Zeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe) am Dienstag vorab unter Berufung auf mehrere nicht näher genannte Quellen. Dies sei eine Option, über die diskutiert werde. Eine vorsorgliche Hilfsmaßnahme könnte Spanien noch vor der Wahl in Griechenland und der Vorlage eines Berichts zum Zustand der spanischen Banken beantragen, hieß es. Dann stünde das Geld bereit für den Fall, dass es zu Turbulenzen kommt. Spanische Regierungskreise hatten am Dienstag bereits zuvor Mutmaßungen über eine vorsorgliche Kreditlinie aus dem EFSF oder vom Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückgewiesen.

Spannung vor EZB-Zinssitzung

Mit großer Spannung wird am Mittwoch Zinssitzung der Europäischen Zentralbank erwartet. An den Märkten wird erhofft, dass den Banken weiteres Geld zur Verfügung gestellt wird. Zudem könnte die EZB die Leitzinsen auf einen neuen Tiefststand senken - von 1,0 Prozent auf 0,75 Prozent.