Auf den letzten Metern vor dem Ziel wird die Stichwahl um das Präsidentenamt in Frankreich zum Herzschlagfinale: Der von vielen bereits abgeschriebene Nicolas Sarkozy konnte laut Umfragen in den letzten Tagen verlorenes Terrain gutmachen, knapp vier Prozent trennten ihn in den Prognosen nur noch von seinem sozialistischen Rivalen François Hollande. "Das wird sich an einigen hunderttausend Stimmen entscheiden", meinte der konservative Regierungschef François Fillon, er rechnete mit einem "50:50"-Ergebnis. In der ersten Wahlrunde im April hatte Hollande 28 Prozent, Sarkozy 27 Prozent der Stimmen bekommen. 17,9 erhielt Marine Le Pen, die Kandidatin der extremen Rechten. Um deren Wähler kämpfte Sarkozy verbissen und mit Parolen, die nach Meinung vieler nicht nur Migranten und Muslime abwerteten, sondern die Gesellschaft weiter polarisierten.

Radikale Parteien als Gewinner?

In Griechenland zeichneten sich ein starker Einbruch bei den Wählerstimmen für die beiden Traditionsparteien ab und ein Erstarken radikaler Parteien am linken und rechten Rand. Die Furcht vor einer instabilen Regierung nach der Wahl erhöhte das Misstrauen der Investoren in die Reformkraft des Mittelmeerlandes noch einmal spürbar. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen aus Athen zog am Freitag an und bewegte sich knapp unter 21 Prozent.

Brüssel blickt nervös auf die Wahlgänge

Der wahrscheinliche Wahlsieger Antonis Samaras von der konservativen Partei Neue Demokratie sah sich genötigt zu versichern, dass auch er sich dem Sparkurs und der versprochenen Kreditrückzahlung verpflichtet sieht. Brüssel sah nervös auf beide Wahlgänge: In Frankreich hatte Favorit Hollande angekündigt, den Fiskalpakt neu verhandeln und der europäischen Sparpolitik gegenüber eine neue Gangart einlegen zu wollen. Franzosen und Griechen stimmten somit nicht nur über ihre eigenen Agenden, sondern auch über die Stabilität des Euro und Modelle zu seiner Rettung ab.