Gudni Th. Johannesson ist ein ganz normaler Isländer. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in der Nähe von Reykjavík, liebt die Bewegung an der frischen Luft und fiebert gerade wie jeder andere mit der isländischen Nationalelf bei der Fußball-EM mit. Genau das mögen seine Landsleute an dem Historiker, und genau deshalb haben sie ihn zu ihrem sechsten Präsidenten gewählt.

Einer von ihnen

Er ist einer von ihnen, ihm vertrauen sie. Das liegt auch daran, dass Johannesson zwar nie ein politisches Amt innehatte, nach Ansicht der Isländer aber derjenige von ihnen ist, der am meisten über die Politik weiß. Als Experte erklärt der Historiker im Fernsehen den Inselbewohnern seit Jahren freundlich und ruhig die Welt, an der Universität von Island lehrt er Geschichte.

Auch privat, sagen die Isländer über ihn, sei er ein umgänglicher Kerl. Mit seiner kanadischen Frau Eliza Reid, die er beim Studium in England traf, hat er vier Kinder, dazu eine Tochter aus erster Ehe. "Wir kommen sehr gut aus, wir sind beste Freunde", sagt Johannesson über sich und seine Ex-Frau.

Bruder trainiert österreichische Handballer

Zuhause bei Johannessons wird meist Englisch gesprochen. Weil sein Bruder Patrekur jahrelang als Profi-Handballer in Spanien sowie Deutschland spielte und nun die österreichische Nationalmannschaft der Männer trainiert, beherrscht Johannesson auch die deutsche Sprache. "Wir haben eine starke Verbindung zu Deutschland", sagt der Präsident. Damit seine Kenntnisse nicht einrosten, liest er den "Spiegel".

Die Begeisterung für den Sport liegt in der Familie. "Ich versuche, aktiv zu sein, versuche zu joggen und rennen und Fußball zu spielen, wenn ich kann", sagt Johannesson. Dass es viele Parallelen zwischen der Welt des Sports und der Politik gibt, hat ihm im Wahlkampf geholfen, sagt er: "Man muss von seiner Stärke überzeugt sein, man braucht gute Leute um sich herum, Teamwork, eine gute Taktik, einen Schlachtplan und Durchhaltevermögen."