Der deutsche Außenhandelspräsident Anton Börner sprach am Freitag von einer Katastrophe, DIHK-Präsident Eric Schweitzer von einem "Schlag ins Kontor" der deutschen Wirtschaft.

"Die Entscheidung schwächt das Vereinigte Königreich selbst, die EU und Deutschland - und zwar politisch wie wirtschaftlich", sagte der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes BDI, Markus Kerber. Sorge bereitet den deutschen Unternehmensverbänden auch, dass nun die gesamte Europäische Union in Gefahr kommen und zerreißen könnte.

"Katastrophal für Europa"

"Das ist ein katastrophales Ergebnis für Großbritannien und auch für Europa und Deutschland, insbesondere für die deutsche Wirtschaft", sagte Börner. Nun müsse es vor allem darum gehen, ein Auseinanderdriften der Europäischen Union zu vermeiden. Sonst könnten andere Länder den Briten folgen, "und es wird Europa zerreißen". DIHK-Präsident Schweitzer sieht auf viele deutsche Firmen massive Veränderungen zukommen. Das gelte vor allem für die rund 2.500 deutschen Firmen, die in Großbritannien produzierten. Die deutschen Exporteure müssten sich auf Absatzeinbußen einstellen. Auch Schweitzer sieht die Gefahr für die EU.

Der BDI forderte einen Neustart in der EU. Leitmotiv der anstehenden Austrittsverhandlungen mit den Briten müsse eine maximale Schadensbegrenzung für die hiesigen Firmen, deren Beschäftigte und ihre Einkommen sein. Viele Fragen seien zu klären: die des Marktzugangs, der regulatorischen Standards und vieles mehr. Mittelstandspräsident Mario Ohoven warnte, gerade den deutschen Mittelstand werde der Brexit hart treffen - über neue Zölle und weitere zu erwartende Handelshemmnisse.

"Albtraum, der Wahrheit geworden ist"

Volkswirte sprachen von einem Albtraum, der Wahrheit geworden sei. Ifo-Chef Clemens Fuest nannte die Brexit-Entscheidung "eine Niederlage der Vernunft". Der Politik müsse nun den wirtschaftlichen Schaden begrenzen.

Großbritannien ist für die deutschen Exporteure mit einem Ausfuhrvolumen von knapp 90 Mrd. Euro im vergangenen Jahr der drittgrößte Exportmarkt. Davon hängen 750.000 Arbeitsplätze in Deutschland ab. Zudem sind rund 2.500 deutsche Firmen mit rund 400.000 Beschäftigten in Großbritannien tätig.

BMW: Konsequenzen noch nicht absehbar

BMW hat betont zurückhaltend auf die Entscheidung der britischen Wähler reagiert, die EU zu verlassen. "Die Konsequenzen dieser Entscheidung sind heute noch nicht absehbar. Klar ist, dass nun eine Phase der Unsicherheit beginnt", teilte der Autokonzern am Freitag in München mit. "Wir erwarten jedoch zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen auf unsere Aktivitäten in Großbritannien."

Großbritannien ist für BMW nach China und den USA der drittgrößte Auslandsmarkt. Der Konzern verkauft bisher mehr als zehn Prozent seiner Autos in Großbritannien - im vergangenen Jahr waren das 236.000 Fahrzeuge. Außerdem baut BMW in England jährlich mehr als 200.000 Minis und Rolls-Royce-Limousinen und beschäftigt dort 24.000 Mitarbeiter.

Nach dem Brexit-Votum erklärte BMW, die Bedingungen für den Personen- und Warenverkehr müssten nun neu verhandelt werden. "Bevor die neuen Rahmenbedingungen nicht im Detail definiert sind, können wir uns zu konkreten Auswirkungen auf unsere Aktivitäten in Großbritannien nicht äußern." Über Auswirkungen auf die Produktionsstandorte - Oxford, Hams Hall, Swindon und Goodwood - werde der Konzern nicht spekulieren. BMW hat dort rund 2,2 Mrd. Euro investiert.