Bereits am Montag waren in Serbien 44 Migranten und drei Schlepper festgenommen worden. Auch an der Grenze zu Ungarn blüht demnach das Geschäft der Menschenschmuggler. Täglich würden bis zu 150 neue Flüchtlinge in der nordserbischen Stadt Subotica ankommen, die ihren Weg in Richtung Westeuropa dann mit Hilfe von Schlepperbanden fortsetzen würden, berichteten lokale Medien. Sowohl vor dem Grenzübergang Kelebija-Tompa sowie Horgos-Röszke würden zudem bis zu 200 Menschen auf eine legale Einreise nach einem Asylantrag warten, was aber nur rund 20 Personen täglich erlaubt werde.

Zahl der illegalen Grenzübertritte gestiegen

Erst am gestrigen Montag hatte die ungarische Regierung bekannt gegeben, den bereits jetzt existierenden Grenzzaun zu Serbien verstärken zu wollen. "Nach der Schließung des Flüchtlingslagers Idomeni hat sich die Zahl der Migranten, die versuchen, den ungarischen Grenzzaun zu überwinden, erhöht", sagte der Berater des ungarischen Premiers Viktor Orban, György Bakondi, dem Radiosender Kossuth. Während vor der Schließung 70 bis 90 Menschen illegal die Grenze überquert hätten, seien es nun 100 bis 150, sagte Bakondi. Der Stacheldrahtzaun sei "nicht ausreichend" und werde durch "permanente Absperrungen" ersetzt.

Die nach Räumung des Flüchtlingslagers Idomeni neu eingerichteten griechischen Aufnahmezentren für Flüchtlinge entsprechen nicht internationalen Mindeststandards. Zu diesem Schluss kommt eine Delegation des Europarats, die am Montag die neuen Lager Sindos, Oreokastro und Softex bei Thessaloniki besucht hat. Eine beeindruckende Reportage dazu findet sich auch auf der Jugendplattform "Jetzt" der Süddeutschen Zeitung.

Hier ein kurzer Schwenk durch das Lager:

Schlechte Alternative

Die Flüchtlinge hätten keinerlei Privatsphäre, es gebe kein Brandschutzsystem, keine Beleuchtung und keine Belüftungsanlagen, beschrieb die zuständige Berichterstatterin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, die niederländische Sozialistin Tineke Strik, die Lage. Auch seien die Flüchtlinge im Unklaren über ihre Situation und ihre Perspektiven.

Es sei zwar "beeindruckend", dass die griechischen Behörden in so kurzer Zeit neue Aufnahmemöglichkeiten für die Flüchtlinge des geräumten Lagers Idomeni geschaffen hätten, erklärte Strik. Sie hätten dabei aber eine "Chance verpasst", um angemessene Einrichtungen zu schaffen, die den internationalen Normen entsprechen.

Das hoffnungslos überfüllte und international kritisierte Flüchtlingslager Idomeni unweit der Grenze zu Mazedonien war vergangene Woche innerhalb von drei Tagen geräumt worden. Rund 4.000 Menschen wurden mit Bussen in andere Aufnahmezentren gebracht. Der Rest der ursprünglich 8.400 Bewohner verließ das Lager auf eigene Faust. Viele errichteten nahe der mazedonischen Grenze neue, inoffizielle Lager.

Zugverkehr wieder aufgenommen

Wenige Tage nach der Räumung des inoffiziellen Flüchtlingslagers in Idomeni hat sich indes der reguläre Zugverkehr zwischen Griechenland und Mazedonien wieder normalisiert. Wie das griechische Fernsehen berichtete, fuhren am Dienstag die ersten zwei langen Güterzüge aus Griechenland über die Grenze. Künftig sollen nach Angaben der griechischen Bahn täglich sieben solche Züge fahren.

Mehr als zwei Monaten lang hatten Flüchtlinge aus Protest gegen die Schließung der Balkanroute die Trasse gesperrt. Die Polizei hatte vergangene Woche das Lager geräumt. Anschließend gab es erste Probefahrten. "Die Bahnlinie ist kontrolliert worden. Die Züge können jetzt ungehindert und sicher rollen", sagte ein Angestellter der griechischen Bahnen im Fernsehen.

Die Blockade der wichtigen Bahnverbindung soll nach Schätzungen bei der griechischen Bahn Verluste von mindestens 2,5 Millionen Euro und bei den Transporteuren des Landes Verluste von rund sechs Millionen Euro verursacht haben. Die Güter mussten während der Blockade über Umwege über Bulgarien nach Mitteleuropa transportier werden.