Alles andere wäre falsch auch mit Blick auf die Gewerkschaften, die hinter dem Vorhaben stünden, so Finanzminister Michel Sapin in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters und drei europäischer Zeitungen. Er unterstütze die Entschlossenheit, die Regierungschef Manuel Valls und Präsident Francois Hollande zuletzt in dem Konflikt demonstrierten.

In Regierungskreisen wurden allerdings Sorgen laut, wonach Streiks während der Fußball-EM dem Ansehen Frankreichs schaden könnten. Daher sei es möglich, dass besonders umstrittene Punkte wie Betriebsvereinbarungen als Ausnahme zu landesweiten Tarifregelungen im Parlament noch abgeschwächt werden könnten.

Während die moderatere Gewerkschaft CFDT die Pläne für eine Lockerung des Kündigungsschutzes unter Verweis auf Vorteile auch für Arbeitnehmer unterstützt, geht die radikalere CGT mit Massenprotesten, Bahnstreiks sowie Hafen- und Raffinerie-Blockaden dagegen auf die Barrikaden. Wie auch die kleinere Gewerkschaft FO drohte sie, die Streiks auf die in knapp zwei Wochen beginnende Fußballeuropameisterschaft auszudehnen. Mit der Erleichterung betriebsbedingter Kündigungen will die Regierung die Hürde für Neueinstellungen senken und so die hohe Arbeitslosigkeit in den Griff bekommen.

Umfrage: Franzosen gegen Reform

Die französische Bevölkerung steht der von den Gewerkschaften heftig bekämpften Arbeitsmarktreform indes äußerst kritisch gegenüber. Rund 46 Prozent sprachen sich in einer Umfrage für die Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche" dafür aus, dass die Regierung die bereits beschlossene Reform völlig zurückzieht.

Die Flexibilisierung des Arbeitsrechts erlaubt es Unternehmen, Tarifverträge mit Betriebsvereinbarungen zu unterlaufen, und erleichtert Entlassungen. 40 Prozent fordern der Umfrage zufolge Nachbesserungen der Gesetze. Nur 13 Prozent sind mit den Reformen einverstanden. Immerhin 57 Prozent erwarten, dass die Regierung ihr Projekt noch ändert. Für die Erhebung befragte das Institut Ifop 982 repräsentativ ausgesuchte Bürger per Telefon.

Die Gewerkschaften versuchen die Reform unter anderem mit der Blockade von Ölraffinerien zu stoppen. Viele Tankstellen haben deswegen keinen Sprit. Die Regierung hofft, die Versorgung zum Wochenbeginn normalisieren zu können. Allerdings plant die Gewerkschaft CGT weitere Kampfmaßnahmen wie Bahnstreiks.