Barack Obama hat sich heute als erster US-Präsident nach Hiroshima gewagt - in jene japanische Stadt, die 1945 durch eine amerikanische Atombombe zerstört wurde. "Hiroshima erinnert uns, dass Krieg, unabhängig von der Ursache und den involvierten Ländern, in gewaltigem Leiden und Verlust resultiert, vor allem für unschuldige Zivilisten", erklärte Obama. Obama hat am Mahnmal für den Atombombenabwurf einen Kranz für die Opfer niedergelegt. Obama schloss kurz die Augen, als er vor dem Mahnmal innehielt. An seiner Seite war Japans Regierungschef Shinzo Abe, der sich verbeugte. 

Obama bei der Kranzniederlegung
Obama bei der Kranzniederlegung © AP

Auch Überlebende des Atombombenabwurfs, auch Hibakusha genannt, nahmen an der Zeremonie teil. Obama würdigte die Opfer des weltweit ersten Atombombenangriffs. „Vor 71 Jahren fiel der Tod vom Himmel - und die Welt veränderte sich“, sagte der US-Präsident. Abe betonte, dass Obamas Besuch ein neues Kapitel in der Versöhnung zwischen den USA und Japan öffne.

Robert Oppenheimer (1904-1967), der als Leiter des sogenannten Manhattan-Projekts maßgeblich an der Entwicklung der Atombombe beteiligt war, hatte unter dem Eindruck der verheerenden Folgen des Angriffs auf Hiroshima und später Nagasaki vom "Sündenfall der Physiker" gesprochen.

Obamas Eintrag ins Gästebuch in Hiroshima: "Wir kennen das Leid des Krieges. Lasst uns nun zusammen den Mut aufbringen, Frieden zu verbreiten und eine Welt ohne Nuklearwaffen anzustreben."

Memorial in Hiroshima
Memorial in Hiroshima © APA/AFP/JOHANNES EISELE

Die Symbolik passt auch gut zur Botschaft, die die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industriestaaten in den Tagen zuvor beim G-7-Gipfel im japanischen Ise-Shima aussenden wollten: Die westlichen Demokratien stehen angesichts neuer weltweiter Bedrohungen eng zusammen.

Die japanische Regierung hatte zwar die Weltwirtschaft zum wichtigsten Thema des zweitägigen Gipfels ausgerufen, aber weil man seit Jahren im G-7-Kreis zerstritten ist, wie eine lahmende Wirtschaft angekurbelt werden kann, haben die Regierungen der USA, Kanadas, Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens und Japans sich in der Gipfel-Vorbereitung auf die Formel geeinigt: Wir sind einig, dass wir nicht einig sind.

Zuvor besuchte Obama Vietnam

Im Zuge seiner Asien-Reise hat US-Präsident Barack Obama auch Vietnam besucht. Er hat die kommunistische Führung Vietnams zu einer verstärkten Beachtung der Menschenrechte aufgerufen. Die Einhaltung von Menschenrechten sei "keine Bedrohung der Stabilität", sagte Obama am Dienstag bei einer Rede in Hanoi, der auch führende Vertreter der regierenden Kommunistischen Partei beiwohnten.

Die Führung in Vietnam lässt Proteste unterbinden, Dissidenten werden inhaftiert und die Medien kontrolliert.

Obama ist nach Bill Clinton und George W. Bush der dritte amtierende US-Präsident, der nach dem Ende des Vietnam-Krieges 1975 das Land besucht. Zu Beginn seines Besuchs verkündete Obama am Montag die vollständige Aufhebung des Waffenembargos gegen Vietnam. Der US-Präsident vermied bei seinen Auftritten deutliche Worte in der Frage der Einhaltung der Menschenrechte und der Behandlung von Dissidenten. "Vietnam wird es anders machen als die USA", sagte er.