"Natürlich brauchen wir mehr Geld und eine bessere Organisationen", erklärte der Norweger Egeland. Gleichzeitig gebe es aber Millionen Menschen in Not, die von Hilfe abgeschnitten seien.

Egeland nannte als Beispiel die westirakische Stadt Falluja. Iraks Armee versucht derzeit, die Terrormiliz Islamischer Staat von dort zu vertreiben. 50.000 Zivilisten seien von Hilfe abgeschnitten und könnten in die Schusslinie geraten, warnte Egeland. Er ist zugleich Nothilfe-Berater des UN-Syriengesandten Staffan de Mistura.

Insgesamt nehmen rund 6.000 Vertreter von Staaten und internationalen Organisationen teil, darunter mehr als 60 Staats-und Regierungschefs. Österreich ist nicht auf Regierungsebene, aber durch Mitarbeiter des Außen- und Innenministeriums vertreten. Auch die SPÖ-Sprecherin für globale Entwicklung, Petra Bayr, sowie Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie beispielsweise die Caritas nehmen an dem Treffen teil.

Bei dem zweitägigen Gipfel geht es darum, die oft unzureichende Versorgung von Notleidenden in Krisengebieten zu verbessern. Unter anderem soll die Finanzierung auf eine stabilere Basis gesetzt werden. Mit dem Treffen reagierte die UNO auf die weltweit stark gestiegene Anzahl von Krisen und Menschen in Not.

IKRK-Präsident Maurer, beklagte, dass immer häufiger Zivilisten Ziel von Gewalt werden. Es gebe eine wachsende Lücke zwischen dem humanitären Völkerrecht und der Realität. Bei dem Gipfel könne jetzt Druck auf die Konfliktparteien ausgeübt werden, damit sie ihr Verhalten änderten.

Bereits am ersten Tag des zweitägigen Gipfels hatte die Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag die Einhaltung des Völkerrechts angemahnt. Sie kritisierte insbesondere, dass im Bürgerkriegsland Syrien und anderswo systematisch Klinken bombardiert und Ärzte getötet würden.

Der Vorsitzende der Welthungerhilfe, Till Wahnbaeck, sieht bei dem Gipfel Licht und Schatten. Einerseits gebe es keine konkrete Pläne, wie es nach dem Treffen konkret weitergehe. Andererseits sei ein Paradigmenwechsel weg von der Krisenreaktion hin zur Vorsorge eingeleitet worden. Als Beispiel nannte er Klimaschutzversicherungen, mit denen sich Betroffene vor den Folgen etwa von Dürren schützen könnten. "Ich gehe guten Mutes aus dem Gipfel heraus", sagte er.

Caritas-Auslandshilfechef Christoph Schweifer forderte eine "neue Art der humanitären Hilfe". Man müsse lernen, nicht nur den Menschen zu helfen, die bereits in Not sind, sondern auch "die Not selbst zu beseitigen", sagte Schweifer am Montag im Gespräch mit der APA. Bisher sei der Fokus der Humanitären Hilfe zu wenig auf mittel- und langfristigen Lösungen gelegen.

Schon im Vorfeld hatte es Kritik an dem Gipfel gegeben. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) sagte ihre Teilnahme in Istanbul ab, weil sie das Treffen für ein "Feigenblatt" hält.