Noch 2012, nach dem Blutbad an einer Volksschule in Connecticut, hatte der Multimilliardär den emotionalen Aufruf von US-Präsident Barack Obama zu schärferen Waffenkontrollgesetzen begrüßt. Auf der Jahresversammlung der NRA (National Rifle Association) in Louisville (Kentucky) zeigte sich Trump am Freitag nun als glühender Waffenanhänger und setzte sich für die Abschaffung sämtlicher waffenfreien Zonen in den USA aus. Dazu zählen Schulen.

Er werde als Präsident das Recht auf Waffenbesitz entschieden verteidigen, sagte Trump, der die Nominierung zum Spitzenkandidaten praktisch in der Tasche hat. Entsprechend feuerte er unter dem Jubel der Anwesenden eine Fülle von Breitseiten gegen seine voraussichtliche demokratische Rivalin bei der Präsidentenwahl, Hillary Clinton, ab.

Die Demokratin sei die am meisten gegen Waffen gerichtete Kandidatin in der Geschichte und wolle zudem auch noch gewalttätige Kriminelle aus Gefängnissen entlassen, behauptete Trump. "Sie will uns unsere Waffen wegnehmen (...). Sie will verwundbare Amerikaner in Gewaltgegenden entwaffnen. Ob es eine alleinerziehende junge Mutter in Florida ist oder eine Großmutter in Ohio, Hillary will sie wehrlos machen, ihnen jede Chance nehmen, die sie zum Überleben haben."

Das entspricht jedoch nicht dem, was Clinton anstrebt. Die Ex-Außenministerin und frühere First Lady setzt sich zwar laut und deutlich für schärfere Bestimmungen ein, so für ein Verbot von Sturmgewehren in Privathand und verstärkte Überprüfungen potenzieller Waffenkäufer: Sie stellt das Grundrechts auf Waffenbesitz aber nicht infrage.

So schoss Clinton nach Trumps Rede auch via Twitter zurück: "Sie liegen falsch (...) Wir können den zweiten Artikel der Verfassung aufrechterhalten und zugleich sinnlose Waffengewalt verhindern."

Nach Obamas Trauerrede in Connecticut im Dezember 2012 hatte Trump seinerseits mit getwittert: "Präsident Obama hat für mich und jeden Amerikaner gesprochen." Die "New York Times" wies außerdem darauf hin, dass Trump in seinem Buch "The America We Deserve" 2002 zwar geschrieben habe, dass er "generell" gegen Waffenkontrolle sei. Zugleich habe er aber die Lobby-Macht der NRA kritisiert und erklärt: "Ich unterstütze das Verbot von Sturmgewehren, und ich unterstütze ein wenig längere Wartezeiten vor Waffenkäufen."

Trump hatte sich auch im vergangenen Jahr an die NRA-Versammlung gewandt, als er erst noch über eine Präsidentschaftsbewerbung nachdachte. Damals sprach er der "Washington Post" zufolge aber kaum direkt über Waffen und beunruhigte damit eine Reihe der Waffenlobbyisten. Seitdem hat er seinen Kurs zunehmend verschärft. So sicherte der NRA-Vorsitzende Chris Cox Trump am Freitag offiziell die Unterstützung der NRA zu - kein unbedeutender Schritt: Der Verband hat rund fünf Millionen Mitglieder.