Papst Franziskus ist am Freitag für seine besonderen Verdienste um Europa mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet worden. An der Zeremonie in der prächtigen Sala Regia des Apostolischen Palastes nahmen unter anderem die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der spanische König Felipe VI. teil. Der Preisträger forderte in einer flammenden Rede Europa dazu auf, sich an seine Ideale zu erinnern. Die ganze Rede lesen Sie hier.

In ihren Reden würdigten die EU-Spitzen den Papst als "Mahner" Europas, der dem Kontinent Hoffnung mache. Franziskus sei ein Kirchenführer, der der Menschheit wichtige Werte vermittle. "Frieden, Solidarität und gegenseitiger Respekt - das was wirklich wichtig ist, zu vertiefen, nicht was uns trennt, sondern was uns einigt", dafür stehe der Pontifex, sagte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz bei dem Festakt im Vatikan.

"Mahner" Europas

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker dankte dem Papst dafür, dass dieser als "Mahner" Europa ins Gewissen rede. Immer wieder rufe er die ursprünglichen Werte Europas ins Gedächtnis.

Der Preisträger selbst forderte Europa in einer eindringlichen Rede dazu auf, sich an seine Gründerväter und deren Ideale zu erinnern. "Sie hatten die Kühnheit, nicht nur von der Idee Europa zu träumen, sondern wagten, die Modelle, die bloß Gewalt und Zerstörung hervorbrachten, radikal zu verändern", sagte das Kirchenoberhaupt am Freitag nach der Verleihung des Karlspreises im Apostolischen Palast.

"Brücken bauen und Mauern einreißen"

"Die Pläne der Gründerväter, jener Herolde des Friedens und Propheten der Zukunft, sind nicht überholt: Heute mehr denn je regen sie an, Brücken zu bauen und Mauern einzureißen", betonte Franziskus. Die Gründerväter hätten sich nicht "mit kosmetischen Überarbeitungen oder gewundenen Kompromissen zur Verbesserung mancher Verträge" zufriedengegeben, sondern mutig neue, tief verwurzelte Fundamente gelegt, so der Papst.

Der Internationale Karlspreis zu Aachen wird seit 1950 für besondere Verdienste um Europa und die europäische Einigung verliehen. Er geht auf eine Initiative Aachener Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kirche, Hochschule und Stadtverwaltung zurück. Die Auszeichnung ist nach Karl dem Großen (747/748-814) benannt, der auch in Aachen residierte. Der Herrscher wird oft als erster Vordenker des geeinten Europas gesehen. Er führte in seinem Reich, das sich über einen Großteil Westeuropas erstreckte, einheitliche Gesetze und eine einheitliche Währung ein. Der Karlspreis wird traditionell zu Christi Himmelfahrt übergeben, in diesem Jahr einen Tag später und nicht in Aachen, sondern im Vatikan.