Die Kanzlerin betonte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Renzi im Regierungspalast Palazzo Chigi in Rom, sie sei auch gegen die von Österreich vorangetriebene Schließung der mazedonischen Grenze gewesen. "Wir können uns nicht gegenseitig im Stich lassen, sondern müssen eine faire Zusammenarbeit im EU-Raum fördern. EU-Länder mit Außengrenzen sollen bei der Bekämpfung der Fluchtursachen aktiv unterstützt werden. Die Lasten der Flüchtlingskrise müssen verteilt werden", meinte Merkel.

EU-Afrika-Paket

Die Kanzlerin erklärte, sie schätze das von Italien vorgestellte "EU-Afrika-Paket", da es konstruktive Vorschläge zur Bekämpfung der Fluchtursachen enthalte. "Auch wenn es zwischen Italien und Deutschland über Fragen zur Finanzierung dieses Pakets unterschiedliche Ansichten gibt, sind wir jedoch grundsätzlich mit den italienischen Vorschlägen einverstanden", meinte Merkel. Wichtig sei vor allem die Förderung von Entwicklungshilfe, die Kooperation mit den Herkunftsländern der Flüchtlinge sowie Initiativen zur Stabilisierung der Lage in Libyen.

Zugleich drängte Merkel auf verstärkte Bemühungen für Zusammenhalt und Solidarität in Europa. "Europa befindet sich in einer fragilen Phase, doch Europa ist unsere Zukunft. Die EU muss beweisen, dass sie eine große Kraft in der Welt ist. Mit der Migrationsproblematik ist grundsätzlich die Frage verbunden, ob Europa seine Außengrenze schützen kann", sagte Merkel.

Die Kanzlerin lobte Italiens Leistungen der letzten Monate zum Aufbau der Hotspots und zur Registrierung der Migranten. "Die Flüchtlingsproblematik ist aber ein gesamteuropäisches Problem. Wir können Italien nicht allein lassen", bekräftigte Merkel.

Italiens Premier Renzi hatte zuvor auch FPÖ-Chef Strache attackiert, der ihn und Merkel wegen ihrer Flüchtlingspolitik als "Schlepper" bezeichnet hatte. Renzi bezeichnete Straches Worte als "schandhaft".

"Ich kommentiere nicht den österreichischen Wahlkampf, ich reagiere aber vom institutionellen Standpunkt. Wer die Bilder der Kinder in den Lagerräumen der Flüchtlingsschiffe gesehen hat, begreift, wie schandhaft diese Worte sind. Sie sollten die vielen anständigen Menschen in Österreich zum Nachdenken bewegen", sagte Renzi. Er bezog sich dabei auf ein Interview Straches mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" am Donnerstag.