Den Syrern, Irakern, Pakistanis und Afghanen wird in Canics Zentrum neben Lebensmitteln und Kleidung auch ärztliche und juristische Hilfe bei ihren Asylanträgen angeboten. Jeder, der zumindest mündlich Interesse an Asyl in Serbien bekundet, darf sich für 72 Stunden im Land aufhalten, in der Praxis tolerieren die Behörden jedoch auch längere Aufenthalte, sagt Canic.

Tatsächlich einen Asylantrag haben aktuell aber nur 30 bis 50 Menschen gestellt, so der Leiter des Belgrader Zentrums. Der überwiegende Großteil der Schutzsuchenden dürfte daher nach Ungarn weiterreisen, das momentan 100 und 130 Menschen täglich auf sein Territorium lässt. Kinderreiche Familien und Kranke haben Vorrang. Deshalb wären Schlepper stets um alleinreisende Kinder bemüht, um mit diesen "Quasi-Familien" zusammenstellen zu können, erklärt Canic.

Davon, wie viel die illegale Reise in den Westen kostet, reden die Flüchtlinge nur ungerne. Der Preis von der Heimat bis nach Österreich oder Deutschland dürfte derzeit zwischen 5.000 bis 6.000 Euro pro Person betragen, schätzt der Helfer auf Basis von Flüchtlingsaussagen.

Nachdem das stark frequentierte Flüchtlings-Hilfszentrum Miksaliste kürzlich abgerissen wurde, ist Canics Zentrum praktisch die einzige Adresse für Schutzsuchende im Stadtzentrum Belgrads. Viele der Ankommenden seien stark verängstigt, erzählt Canic. Denn die Schlepperbanden, deren Geschäft seit der Schließung der Balkanroute wieder floriert, würden den Migranten von jedem Kontakt abraten.

Eine Schlafmöglichkeit kann das Belgrader Zentrum den Flüchtlingen jedoch nicht anbieten, dazu müssen sie bis an den Stadtrand nach Krnjaca fahren, wo die serbischen Behörden ein staatliches Lager mit 800 Betten eingerichtet haben.