Die Generalstaatsanwaltschaft beantragte Medienberichten zufolge am Dienstag beim Obersten Gerichtshof, dass Ermittlungen gegen Rousseff eingeleitet werden sollen.

Die brasilianische Staatsanwaltschaft will wegen Behinderung der Justiz ermitteln. Generalstaatsanwalt Rodrigo Janot habe dies beim Obersten Gericht beantragt, berichteten mehrere brasilianische Zeitungen. Die Ermittlungen sollten sich auch gegen Rousseffs Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva richten. Zuvor hatte Janot bereits die Ausweitung der Korruptionsermittlungen gegen Lula beantragt.

Den Berichten zufolge geht es um den Kabinettsposten, den Rousseff ihrem Vorgänger und Parteifreund Lula verschafft hatte. Ein Gericht hatte Lulas Nominierung zum Stabschef der Regierung am 18. März blockiert. Als Kabinettsmitglied würde Lula vorläufig Immunität erhalten. Nur der Oberste Gerichtshof könnte dann ein Verfahren gegen ihn einleiten.

Gegen Lula von der gemäßigt linken Arbeiterpartei PT wird unter anderem wegen des Verdachts auf Begünstigung durch einen Baukonzern ermittelt. Das Oberste Gericht prüft noch, ob die Berufung Lulas in die Regierung Rousseffs rechtens ist.

Janot beantragte am Dienstag beim Obersten Gericht, gegen Lula und drei Mitglieder des Kabinetts von Rousseff Ermittlungen wegen Korruption einzuleiten. Auch mehrere Mitglieder der einstigen Regierungspartei von Vizepräsident und Rousseff-Gegner Michel Temer (PMDB) seien betroffen, teilte ein Gerichtssprecher mit. Die insgesamt rund 30 Genannten sollen von Zuwendungen des staatlichen Ölkonzerns Petrobras profitiert haben.

Vor anderen Gerichten laufen bereits Verfahren in der weitverzweigten Korruptionsaffäre, in die dutzende Politiker von Regierung und Opposition verwickelt sind. Ein Großteil der Vorwürfe ist mit den Geschäften von Petrobras verknüpft. Allein im Zusammenwirken zwischen Petrobras und Baufirmen sollen umgerechnet fast zwei Milliarden Euro falsch ausgewiesen worden sein, um Bestechungszahlungen an Politiker und Parteien abzweigen zu können.

Rousseff selbst droht der Verlust ihres Amtes. In der kommenden Woche muss der Senat entscheiden, ob sie ihr Amt an Temer abgeben muss, solange ein Amtsenthebungsverfahren gegen sie läuft. Am Ende des Verfahrens muss der Senat mit zwei Dritteln für Rousseffs endgültige Amtsenthebung stimmen, sonst kehrt sie in ihr Amt zurück.

Der brasilianischen Staatschefin wird außerdem vorgeworfen, Budgetzahlen geschönt haben, um vor der Präsidentschaftswahl 2014 ihre Chancen zu verbessern. Sie selbst sieht sich als Opfer einer "Verschwörung" und wirft ihren Gegnern einen "Putsch" vor.