Bereits in den vergangenen Tagen war die Gewalt in Aleppo trotz einer Feuerpause eskaliert. Syriens Partner Russland schloss eine baldige Rückkehr zur Waffenruhe in der Region nicht aus.

"Ich hoffe, dass in allernächster Zukunft - vielleicht sogar in den nächsten Stunden - eine solche Lösung erklärt wird", sagte Moskaus Außenminister Sergej Lawrow bei einem Treffen mit dem UN-Sonderbeauftragten Staffan de Mistura in Moskau der Agentur Interfax zufolge. Er kündigte an, Russland und die USA wollten künftig auch von Genf aus die Einhaltung der Waffenruhe überwachen.

"Wenn Assad sich daran nicht hält, wird dies eindeutig Auswirkungen haben und eine davon könnte die völlige Zerstörung der Waffenruhe und eine Rückkehr zum Krieg sein", sagte indes US-Außenminister John Kerry am Dienstag vor Journalisten in Washington. "Es könnte auch andere Auswirkungen geben, über die diskutiert wird", fügte er hinzu. Darüber werde die Zukunft entscheiden.

Kerry hatte zuvor beklagt, die Situation in Syrien sei "in vielerlei Hinsicht außer Kontrolle" geraten. Die am 27. Februar ausgerufene Waffenruhe war in der vergangenen Woche vielfach durchbrochen worden. Seit dem 22. April wurden mehr als 250 Zivilisten allein in Aleppo getötet. Erst Mitte vergangener Woche waren mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen, als eine Klinik im Rebellengebiet bei Luftangriffen getroffen wurde. Die Opposition und Regierungen im Westen machten dafür die syrische Luftwaffe verantwortlich, die das zurückwies.

Laut Sana wurden bei dem Angriff auf die Klinik am Dienstag auch 17 Frauen und Kinder verletzt. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle meldete ebenfalls Opfer und erklärte, das Krankenhaus sei stark beschädigt worden. Die Menschenrechtler bezifferten die Zahl der Opfer in Aleppos Regimegebiet auf 19 Tote und rund 80 Verletzte. Helikopter der syrischen Luftwaffe hätten zudem international geächtete Fassbomben über Rebellengebieten abgeworfen.

Syriens Armeeführung machte die radikale Al-Nusra-Front und andere Rebellengruppen für den Beschuss der Regimegebiete verantwortlich und erklärte, sie schlage die Angriffe zurück, wie Sana berichtete. Die Al-Nusra-Front ist ein Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Sie hat in den Rebellengebieten Aleppos und im Umland der Stadt Stellungen. Die Ende Februar geltende Waffenruhe gilt für sie genauso wenig wie für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Bei Luftangriffen auf die nordsyrische IS-Hochburg Al-Raqqa wurden unterdessen mindestens 13 Zivilisten und fünf Kämpfer der Extremisten getötet, wie die Menschenrechtsbeobachter meldeten. Es sei unklar, ob Flugzeuge der russischen Luftwaffe oder der US-geführten internationalen Koalition dafür verantwortlich seien.