In Aleppo sind die Kämpfe nach kurzer Pause wieder aufgeflammt. Die oppositionsnahe Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte berichtete am Freitag von neuen Luftangriffen auf Rebellenstellungen. Getroffen wurde dabei nach Angaben der Zivilverteidigung gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erneut ein Spital in einem von Rebellen kontrollierten Teil der Stadt.

Die Zahl der Toten bei den Luftangriffen auf ein Krankenhaus und Nachbargebäude in der nordsyrischen Stadt Aleppo ist auf mehr als 50 gestiegen. Unter den Opfern seien auch Patienten sowie sechs Mitarbeiter, teilte am Freitag die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) mit, die die Klinik unterstützt.

Die Situation in Aleppo sei kritisch, da die Luftangriffe keinen Teil der Stadt unberührt ließen, warnte MSF. Angriffe auf Krankenhäuser und medizinisches Personal zeigten, "wie vernichtend der Krieg in Syrien geführt wird", sagte Landeskoordinatorin Muskilda Zancada.

Die Opposition macht Syriens Militär für die Bombardierung des Krankenhauses in einem Rebellengebiet am Mittwoch verantwortlich. Auch die deutsche Regierung geht davon aus, dass die Angriffe auf die Klinik "mit einiger Wahrscheinlichkeit" von Truppen des Regimes geflogen wurden. Syriens Armee weist die Vorwürfe zurück.

Angriff am Donnerstag

Erst in der Nacht auf Donnerstag war das Al-Quds-Krankenhaus von "Ärzte ohne Grenzen" in Aleppo aus der Luft angegriffen worden. Mindestens 30 Menschen starben, darunter Kinder und Mediziner. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte den Angriff auf die Zivilisten als "unentschuldbar". Syrische Menschenrechtsgruppen machten Regierungstruppen dafür verantwortlich.

Auch das nun angegriffene Krankenhaus im Viertel Marje befindet sich in einem Stadtteil, der von Rebellen kontrolliert wird.

Trotz der in Syrien offiziell geltenden Waffenruhe sind im nördlichen Aleppo laut Aktivisten mehr als 200 Menschen innerhalb einer Woche getötet worden.

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Die syrische Regierung weist die Vorwürfe zurück, verantwortlich für die Bombardements zu sein.

Doch die Rebellen besitzen keine Flugzeuge. Und die US-geführte internationale Koalition fliegt nur Luftschläge gegen die Terrormiliz IS, die in der Stadt Aleppo nicht präsent ist. Auch Russland fliegt in Syrien Luftangriffe - ebenso offiziell gegen Jihadisten, allerdings wirft der Westen Moskau vor, mit den Luftangriffen auch das Assad-Regime zu unterstützen.

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Russland kritisierte unterdessen den geplanten Einsatz von US-Spezialkräften in Syrien scharf. "Wir sind besorgt, dass die USA solche Aktionen ohne Zustimmung der legitimen Regierung Syriens vornehmen", sagte der russische Vizeaußenminister Sergej Rjabkow am Freitag der Agentur Tass. "Dies ist eine Verletzung der Souveränität."

US-Präsident Barack Obama hatte am Montag angekündigt, bis zu 250 zusätzliche Soldaten nach Syrien zu schicken. Sie sollen örtliche Kräfte im Kampf gegen den IS unterstützen. Bisher waren rund 50 Angehörige von US-Spezialeinheiten in Syrien aktiv.

Moskau stehe täglich in Kontakt mit dem Verteidigungsministerium in Washington, um alle Fragen zu besprechen, sagte Rjabkow. Russland sei offen, mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten, vor allem mit den USA, betonte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Für eine Lösung im Syrien-Konflikt gebe es keine Alternative zu den Genfer Gesprächen. "Die Lage im Friedensprozess ist sehr gespannt."