Bei der Stichwahl am Freitag wollten die Reformer ihre Position festigen. Laut Innenministerium waren 17 Millionen Bürger wahlberechtigt. Die Abstimmung in 55 Bezirken wurde vom Ministerium um zwei Stunden bis 17.30 Uhr (MESZ) verlängert. Erste aussagekräftige Ergebnisse wurden für Samstagabend erwartet. 

Eine wichtige Entwicklung bei der Wahl im Februar waren die schon im Vorfeld geführten Koalitionssondierungen und das Bündnis der Reformer mit dem moderaten Flügel der Konservativen. Anders als in den letzten drei Legislaturperioden entschieden die Konservativen sich gegen eine Koalition mit den Hardlinern.

Präsident Rouhani und seine Reformer hatten die Parlamentswahl im Februar mit Erfolg zu einer Art Referendum für oder gegen das im Jänner erzielte Atomabkommen mit den Weltmächten umgewandelt. Besonders in Großstädten stimmten die Wähler für das Abkommen, die Aufhebung der lähmenden Sanktionen und besonders Rouhanis Politik der "Versöhnung mit der Welt". Mit Rouhanis Reformern im Parlament ist auch der Weg für seine Wiederwahl im Juni nächsten Jahres geebnet.

Die Ergebnisse der Stichwahl werde nach Einschätzung von Beobachtern die Dominanz der Reformer im neuen Parlament nicht mehr verhindern können. Schon im Februar waren in den politisch wichtigen Wahlbezirken wie Teheran die Entscheidungen zugunsten der Reformkoalition gefallen. Die neue Legislaturperiode beginnt am 28. Mai.