Österreichs oberster Soldat fühlt sich hereingelegt: Vorige Woche besuchte Generalstabschef Othmar Commenda mit dem Bundespräsidenten in Moskau den russischen Generalstabschef. Jetzt belegen Tonband-Mitschnitte, die der Tageszeitung "Die Presse" vorliegen, dass Commenda sich dort deutlich von den EU-Sanktionen distanzierte.

Laut RIA Novosti hatte Commenda erklärt, einer der Gründe seines Moskau-Besuchs sei, dass er sich nicht dem Diktat anderer Staaten unterwerfen wolle. Er lasse sich nämlich nicht vorschreiben, mit wem er sprechen dürfe und mit wem nicht. Die österreichische Seite sei dort zur Zusammenarbeit bereit, wo das Sinn mache, so RIA Novosti laut "sputniknews".

Das russische Online-Portal "sputniknews.com" hatte Commenda mit den Worten zitiert, Russland sei für Österreich "viel näher als die anderen Weltmächte". Der österreichische General habe mit Bedauern festgestellt, dass sein russischer Amtskollege wegen der jetzigen Situation in Europa nicht nach Österreich eingeladen werden könne, so "sputniknews". Er hoffe jedoch, dass Gerassimow, den die EU nach der Annexion der Krim mit einem Einreiseverbot belegt hat, in den kommenden Jahren Österreich doch besuchen wird können.

Commenda war während seiner Aussagen offenbar nicht bewusst, dass russische Journalisten zumindest Teile des Gesprächs in einem Nebenraum mitverfolgten. Die Agentur Tass berichtete umgehend und versah ihre Meldung mit dem Titel „Österreichisches Militär bereit, mit Russland zu kooperieren“. Commenda beteuert gegenüber der „Presse“, „in Moskau hereingelegt“ worden zu sein.

Am Donnerstag sah sich Commenda veranlasst, die Behauptungen in einer Aussendung richtigzustellen. Die Gespräche hätten in einem vertraulichen Umfeld ohne Medien stattgefunden, ließ er wissen. Er habe auch keine Interviews gegeben. Ein Sprecher der "Tass" erklärte, dass es tatsächlich kein Interview gegeben habe. Die Tonbandmitschnitte legen laut "Presse" aber nahe, dass die Tass Commenda korrekt zitiert hat.