Dies tue die Linke nicht ausreichend. Der Thüringer Regierungschef kritisierte Vertreter seiner Partei, die versuchten, "die Tonlage der AfD zu imitieren". Dabei griff er auch die Bundestags-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht an. "Nicht durch das noch schrillere Beschreiben lösen wir die Probleme, sondern durch gelingende Integration", mahnte Ramelow.

Wagenknecht hatte kritisiert, die Linke habe sich für den Flüchtlingskurs der Regierung "mitverhaften lassen". Sie warnte zudem davor, AfD-Wähler in die rassistische Ecke zu stellen.

Linken-Chefin Katja Kipping bezeichnete ihre Partei in der Flüchtlingsfrage trotz der umstrittenen Äußerungen Wagenknechts als geschlossen. "Ich würde sagen, Sahra Wagenknecht und ich haben eine unterschiedliche Tonalität", sagte sie der "Welt". "Sie werden bei uns in der Linken aber niemanden finden, der für eine weitere Verstümmelung des Asylrechts stimmt, während es dazu in den anderen Parteien sehr unterschiedliche Positionen gibt."

Die AfD griff Kipping scharf an. "Die Positionen der AfD sind in weiten Teilen rassistisch. Es gibt aktuell einen Flügelkampf in der AfD, Teile der AfD haben enge Verbindung zu extrem Rechten bis hin zu Neonazis."

Um die Wähler der AfD will sich Kipping weiterhin bemühen. "Wir geben weder Menschen auf, noch geben wir unsere Positionen auf." Die Linke gewinne aber keine Wähler, "indem wir rassistische Deutungsmuster verstärken oder AfD-Positionen hinterherhecheln".

Ramelow forderte, die Linke müsse sich klarer positionieren. "Sich nur als Opposition gegen alle anderen zu definieren, reicht nicht. Das macht schon die AfD." Er könne bei seiner Partei "kein Profil" erkennen, sondern nur "viele Konzepte", sagte Ramelow. "Vor zehn Jahre wusste man noch: Die Linke, das ist die Hoffnung, dass es auch anders geht." Nun gebe es die Wahrnehmung, dass die Partei zum Establishment gehöre.

"Ich würde mich darüber freuen, wenn sich meine Partei darauf konzentrierte, sich inhaltlich klar zu positionieren", sagte Ramelow. Laut der aktuellen Umfrage des ZDF-Politbarometers liegt die AfD in Ostdeutschland mit 19 Prozent erstmals vor der Linken (17 Prozent) und der SPD (18 Prozent). Deutschland-weit würde die Linke bei einer Bundestagswahl nur noch sieben Prozent erreichen, die AfD hingegen zwölf Prozent.