Das Oberhaupt der katholischen Kirche war am Samstagmorgen nach seinem historischen Treffen mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. auf Kuba in Mexiko eingetroffen. Präsident Enrique Pena Nieto empfing ihn am Flughafen von Mexiko-Stadt. Begeisterte Menschen jubelten Franziskus auf seiner kilometerlangen Fahrt im Papamobil durch die Straßen der Hauptstadt zu.

In einer Ansprache im Präsidentenpalast mahnte der Papst die anwesenden Politiker, für "wahre Gerechtigkeit" und "wirksame Sicherheit" in Mexiko zu sorgen. Nach "Privilegien oder Vorteilen für einige wenige auf Kosten des Wohls aller" zu streben, sei der "Nährboden für Korruption, Drogenhandel, den Ausschluss anderer Kulturen, Gewalt und auch Menschenhandel, Entführung und Tod".

Tausende Gläubige, die sich auf dem Zocalo-Platz vor dem Palast versammelt hatten, klatschten dem Papst Beifall. Es war das erste Mal, dass ein mexikanischer Präsident einen Papst im Nationalpalast empfing. Obwohl Mexiko nach Brasilien über die zweitgrößte katholische Gemeinde der Welt verfügt, wurden die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan erst 1992 wiederhergestellt.

Pena Nieto gehört der aus einer antiklerikalen Tradition stammenden Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) an. Jetzt rollte er dem Papst den roten Teppich aus und lobte den Argentinier wegen seiner "Bescheidenheit, Liebenswürdigkeit und menschlichen Wärme."

In der Basilika der Jungfrau von Guadalupe predigte der Papst: "Gott steht den Müttern, Vätern und Großeltern bei, die erleben müssen, wie ihre Kinder fortziehen, verloren gehen oder ihnen entrissen werden." Nach der Messe begab sich Franziskus zum Beten hinter den Altar mit dem Bild der dunkelhäutigen Jungfrau Maria ("La morenita"), die nach katholischem Glauben im Jahr 1531 dem indigenen Bauern Juan Diego erschienen sein soll.

In dem sehr engen Raum verlor der 79-jährige Papst kurz das Gleichgewicht, als er einem Mädchen für das Überbringen von Blumen danken wollte. Er fiel in einen Sessel hinter ihm und stand sogleich wieder auf, wie im Vatikan-Fernsehsender CTV zu sehen war. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi erklärte später, der Papst sei wohlauf.

Für Sonntag war eine weitere Messe in der Stadt Ecatepec geplant, die für ihre vielen Frauenmorde berüchtigt ist. In dem Vorort von Mexiko-Stadt übernachteten tausende Menschen in Erwartung der Messe trotz Kälte im Freien.

Ecatepec gilt als eine der gefährlichsten Städte des Landes. Die Ermordung und das "Verschwinden" von Frauen sind dort mittlerweile noch häufiger als in der Stadt Ciudad Juarez an der Grenze zu den USA, die der Papst zum Ende seiner Reise ebenfalls besucht. Im mexikanischen Drogenkrieg wurden seit knapp einem Jahrzehnt bereits mehr als 100.000 Menschen getötet.