In einer historischen Begegnung wird Papst Franziskus in der kommenden Woche erstmals mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. zusammentreffen. Die beiden Kirchenoberhäupter treffen sich am 12. Februar auf Kuba, wo der Papst auf dem Weg nach Mexiko Zwischenstation macht, wie der Vatikan am Freitag mitteilte.

Patriarch Kyrill I.
Patriarch Kyrill I. © EPA

Franziskus und Kyrill sollen an einem Flughafen zunächst ein persönliches Gespräch führen und dann eine gemeinsame Erklärung verabschieden.

Es ist die erste Begegnung zwischen einem Oberhaupt der katholischen Kirche und der russisch-orthodoxen Kirche, seit Moskau vor 450 Jahren zum Patriarchat erhoben wurde. In jüngster Zeit gab es Signale der Annäherung zwischen dem Heiligen Stuhl und der orthodoxen Kirche. Seit Jahren wurde über ein historisches Treffen der Kirchenoberhäupter verhandelt.

In den 1990er Jahren waren mehrere Bemühungen um ein solches Treffen etwa in Wien oder im ungarischen Pannonhalma gescheitert. Als Gründe galten insbesondere Spannungen zwischen den Kirchen um die mit Rom unierten Katholiken in der Ukraine.

Franziskus hatte in der Vergangenheit mehrfach angedeutet, zu einem Treffen mit Kyrill I. an jedem beliebigen Ort bereit zu sein. Unter seinem Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) hatten sich die Beziehungen zwischen Rom und Moskau nach schwierigen Jahren deutlich verbessert.

Im Pontifikat von Johannes Paul II. (1978-2005) galt auch dessen polnische Herkunft als ein Hinderungsgrund für eine Begegnung der beiden Kirchenführer. Neben der Rolle der Katholiken in der Ukraine hatte die russisch-orthodoxe Seite auch die Errichtung von vier katholischen Diözesen in Russland im Jahr 2002 als Affront gewertet. Offiziell hieß es, vor einer persönlichen Begegnung von Papst und Patriarch müssten eine Reihe von Voraussetzungen im Verhältnis der Kirchen zueinander geschaffen und vorhandene Probleme geklärt werden.

Vatikansprecher Federico Lombardi betonte: "Wenn man sich auf Kuba trifft, heißt das, dass Kuba als ein geeigneter Ort angesehen wird." Nach Vatikan-Angaben  wird auch Kubas Präsident Raul Castro zum Treffen kommen.

Kubas Präsident Raul Castro
Kubas Präsident Raul Castro © AP

"Wichtiger Schritt"

Metropolit Ilarion sprach in Moskau von einem "wichtigen Schritt in den Beziehungen zwischen den Kirchen". Er ist für die Außenbeziehungen der russisch-orthodoxen Kirche zuständig. Patriarch Kirill habe darauf bestanden, die Begegnung an einem neutralen Ort abzuhalten und nicht in Europa. "Gerade mit Europa ist die schwere Geschichte der Trennungen und Konflikte zwischen Christen verbunden", sagte Ilarion.

Ein Besuch des Papstes in Moskau steht indes nicht an. "Es ist keine Rede von einem möglichen Besuch von Papst Franziskus in Russland", sagte Ilarion nach Angaben der Agentur Interfax. "Von Anfang an ging es nur um ein Treffen, wie wir sagten, auf neutralem Gebiet." Wichtiges Thema bei der Begegnung der Kirchenführer werde die Verfolgung von Christen sein, sagte Ilarion ohne nähere Angaben.

Die orthodoxen Kirchen sind seit der Kirchenspaltung (Schisma) vor fast 1000 Jahren eigenständig: Im Jahr 1054 hatten sich die Oberhäupter der Ostkirche in Byzanz und der Westkirche in Rom gegenseitig exkommuniziert. Die "orthodoxe Welt" ist in mehr als eine Dutzend unabhängige Kirchen zersplittert. Größte ist russisch-orthodoxe Kirche mit - nach eigenen Angaben - rund 150 Millionen Gläubigen.

Theologisch trennt die Orthodoxen nur wenig von den Katholiken - auch Kyrill hob in der Vergangenheit immer wieder die gemeinsamen Werte hervor. Jedoch gibt es auch immer wieder Kritik - etwa an katholischen Missionaren in Russland. Stein des Anstoßes für die Orthodoxen ist auch die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine, deren Liturgie orthodox ist, die aber den Papst als Oberhaupt anerkennt.

In jüngster Zeit gab es neue Signale der Annäherung zwischen dem Heiligen Stuhl und der orthodoxen Kirche. Seit Jahren wurde über ein historisches Treffen der Kirchenoberhäupter verhandelt. "Ich denke, es ist offensichtlich, dass jeder Schritt in Richtung des Dialogs, des Verständnisses, des Willens sich anzunähern, sich zu verständigen, gemeinsam weiterzugehen, mit Blick auf die gespaltene Vergangenheit ein positives Zeichen ist", betonte Lombardi.