In Saudi-Arabien ziehen erstmals Frauen in Gemeinderäte ein. Mindestens 15 Frauen hätten Sitze in Lokalparlamenten gewonnen, teilte die Hohe Wahlkommission des islamisch-konservativen Königreichs am Sonntagabend mit. Bei der Abstimmung am Samstag hatten erstmals in der Geschichte des Landes Frauen kandidieren und wählen dürfen.

Demnach gewannen insgesamt rund 2100 Kandidaten Mandate in mehr als 280 Lokalparlamenten. Die Wahlbeteiligung habe bei 47,4 Prozent gelegen, hieß es. In der Hauptstadt Riad holten laut der staatlichen Nachrichtenagentur SPA drei Frauen Sitze. In der Hafenstadt Jeddah im Westen des Landes seien zwei Frauen gewählt worden, meldete die Nachrichtenseite Okaz. Eine weitere Frau zog in das Lokalparlament von Mekka ein. Auch aus anderen Städten gab es Berichte über Erfolge von Kandidatinnen bei den Wahlen für 284 Gemeinderäte.

In der Muslimen heiligen Stadt Mekka gewann die Kandidatin Salma Hisab al-Utaibi ein Mandat. In Jeddah bekamen Okaz zufolge die Unternehmerinnen Lama Abdulaziz al-Sulaiman und Rasha Hifzi ausreichend Stimmen. Abdulaziz al-Sulaiman war bereits als erste Frau in den Vorstand der lokalen Industrie- und Handelskammer gewählt worden.

Hifzi sagte dem Sender Al-Arabija, die Erwartungen vor den Wahlen seien gering gewesen, weil es Hemmnisse gegeben habe. Kandidatinnen hätten etwa nicht direkt in Kontakt mit Wählern treten können.

Menschenrechtsexperten und Aktivistinnen begrüßten die Abstimmung als wichtigen Schritt für mehr Gleichberechtigung. Zugleich beklagten sie, die Kandidatur und die Registrierung als Wählerinnen sei Frauen schwer gemacht worden. Unter den mehr als 6900 Kandidaten waren nach offiziellen Angaben etwa 980 Frauen. Von den rund 1,5 Millionen Wählern waren nur 130 000 weiblich, also weniger als zehn Prozent.

Generell sind die Rechte von Frauen in dem sunnitisch-konservativen Königreich weiterhin stark eingeschränkt. Sie dürfen weder Auto fahren noch ohne männliche Erlaubnis reisen oder heiraten. In der Öffentlichkeit sind die meisten Frauen verschleiert.

Wegen der strengen Trennung der Geschlechter in Saudi-Arabien mussten Frauen und Männer in unterschiedlichen Wahllokalen abstimmen. "Ich bin sehr glücklich, dass ich zum ersten Mal meine Stimme abgeben konnte", sagte eine Wählerin, die ungenannt bleiben wollte, der Deutschen Presse-Agentur. Auch die Frauenrechtsaktivistin Hatun al-Fazi erklärte über Twitter, sie habe ihre Stimme abgegeben. "Das ist ein neuer Tag. Der Tag der saudischen Frau", schrieb sie.

Es waren nach 2005 und 2011 die dritten Kommunalwahlen im Königreich. Der im Frühjahr verstorbene König Abdullah hatte 2011 erlassen, dass diesmal auch Frauen das aktive und passive Wahlrecht haben. Allerdings entscheiden die Wähler nur über zwei Drittel der Vertreter in den Gemeinderäten. Der Rest wird von der Regierung bestimmt. Zudem verfügen die Räte nur über geringen politischen Einfluss.