In allen Regionen lagen am Sonntagabend Kandidaten der regierenden Sozialisten und der oppositionellen Republikaner voran, wie der französische Fernsehsender BFMTV unter Berufung auf Prognosen der Institute OpinionWay und B2S berichtete.

Die Regionalwahlen waren die letzte landesweite Entscheidung und ein Stimmungstest vor der Präsidentschaftswahl 2017. Trotz der Erfolge im ersten Wahlgang hatte der FN von Parteichefin Marine Le Pen bereits in Umfragen hinten gelegen. Die Sozialisten von Staatschef François Hollande und die Republikaner unter Ex-Präsident Nicolas Sarkozy hatten nach dem ersten Wahlgang versucht, ihre Wähler stärker zu mobilisieren.

Bei der entscheidenden zweiten Runde zeichnete sich dann ein klares Plus bei der Beteiligung ab. Bis zum Nachmittag gingen gut 50,5 Prozent der rund 45 Millionen Stimmberechtigten zur Wahl. In der ersten Runde waren es zu diesem Zeitpunkt 43 Prozent, am Ende lag die Quote unter der 50-Prozent-Marke.

Rechtsextreme geschlagen

Umkämpft waren vor allem drei Regionen, in denen die Sozialisten ihre aussichtslosen Kandidaten zurückgezogen oder nicht mehr unterstützt hatten. In Nord-Pas-de-Calais-Picardie, wo FN-Chefin Le Pen vergangenen Sonntag mit 40,6 Prozent klar vorn lag, musste sie sich nach den Prognosen nun mit 42,3 Prozent geschlagen geben. Nach dem Rückzug des sozialistischen Kandidaten erreichte der Republikaner Xavier Bertrand 57,7 Prozent.

In der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur hatte die 26-jährige Marion Marechal-Le Pen, Nichte der Parteichefin, ebenfalls mit knapp 41 Prozent vorn gelegen. Nun unterlag sie mit 46,5 Prozent dem konservativen Kandidaten Christian Estrosi, der auf 53,5 Prozent kam.

In der Grenzregion zu Deutschland hatte der Sozialist Jean-Pierre Masseret den von der Parteiführung geforderten Rückzug verweigert. Dennoch gewann der offiziell auch von den Sozialisten unterstützte Konservative Philippe Richert mit 47,9 Prozent gegen FN-Vize Florian Philippot, der bei 36,3 Prozent landete.

In der ersten Runde hatte der FN mit 27,7 Prozent ihr landesweit bestes Ergebnis erzielt - vor den Konservativen um Ex-Präsident Nicolas Sarkozy (26,7) und dem Bündnis der regierenden Sozialisten von Präsident François Hollande (23,1). In 6 der 17 zur Wahl stehenden Regionen lagen die Rechtsextremen vorn.

Viele Franzosen haben in neu zugeschnittenen Regionen gewählt. Nach einer Reform ist das Land nun in 13 statt 22 Regionen aufgeteilt. Hinzu kommen fünf Überseeregionen, in vier davon wurde ebenfalls gewählt.

Für den FN wäre ein Sieg selbst in nur einer der Verwaltungszonen bereits ein großer Erfolg gewesen. Bisher hat die Partei kaum eine Machtbasis und in nur wenigen Rathäusern das Sagen. Im ersten Wahlgang hatten die Nationalisten vor allem im Norden und im Osten des Landes nach der Macht gegriffen, wo der Niedergang der Kohle- und Stahlindustrie ganze Landstriche zu Armenhäusern der Nation gemacht hat.

In der Region Nord-Pas-de-Calais wollte Parteichefin Le Pen persönlich den Sieg holen. Dort haben die Zustände in den Flüchtlingscamps am Kanaltunnel immer wieder für Schlagzeilen gesorgt und ihr damit zusätzlichen Rückenwind beschert. In der wirtschaftlich gebeutelten Großregion zwischen der Champagne und Lothringen wollte Partei-Vize Florian Philippot den Sieg holen. Beides misslang aber nun.

In den beiden Regionen, wo der Front National vor einer Woche am weitesten vorne lag, hatten sich die Hollandes Sozialisten aus dem Rennen zurückgezogen. Sie riefen ihre Anhänger in den Verwaltungszonen Nord-Pas-de-Calais-Picardie und Provence-Alpes-Cote-d'Azur dazu auf, dort für Sarkozys Konservative zu stimmen. Die Sozialisten um Hollande haben aktuell bei den Wählern keine guten Karten, weil es die Regierung nicht schafft, die hohen Arbeitslosenzahlen zu drücken.

Machtpolitisch ging es bei den Regionalwahlen jetzt um nicht sehr viel, da der unmittelbare Einfluss der Regionen auf das zentralistisch aus Paris gelenkte Frankreich eher gering ist. An Prestige hätte der FN aber enorm gewonnen, wenn sie erstmals eine Region hätte erobern können.