Nach der Kritik führender Republikaner an seiner Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime hat der US-Milliardär Donald Trump erneut eine Teilnahme als unabhängiger Kandidat an der Präsidentschaftswahl 2016 ins Spiel gebracht. Im Sender ABC sagte Trump am Mittwoch, dass er sich eine eigenständige Kandidatur vorstellen könnte, sollte die republikanische Partei ihn nicht "fair" behandeln.

Über Twitter schrieb er vieldeutig: "Eine neue Umfrage besagt, dass 68 Prozent meiner Unterstützer für mich stimmen würden, sollte ich die Republikaner verlassen und als Unabhängiger antreten."

Schriftlicher Treueschwur

Im September hatte Trump den Republikanern eigentlich die Treue geschworen, nachdem er sich die Möglichkeit einer Kandidatur als Parteiloser offengehalten hatte. "Ich schwöre der republikanischen Partei und den konservativen Prinzipien, für die sie steht, vollkommen meine Treue", sagte der Geschäftsmann damals nach einem Treffen mit dem republikanischen Parteichef Reince Priebus. Der 69-Jährige unterzeichnete sogar ein schriftliches Versprechen, dass er unabhängig vom Ausgang des Nominierungsrennens den republikanischen Präsidentschaftskandidaten unterstützen werde.

Trump-Fans und sein Wahl-Slogan
Trump-Fans und sein Wahl-Slogan © APA

Seit der Verkündung seiner Bewerbung Mitte Juni ist Trump im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur an die Spitze der Umfragen geschossen. Das konservative Establishment verfolgt den populistischen Kurs des politischen Seiteneinsteigers mit Unbehagen und fürchtet, dass Trumps polterndes Auftreten und seine bisweilen fremdenfeindlichen Äußerungen Wähler aus der Mitte verprellen könnten. Zugleich müssten die Republikaner befürchten, dass Trump bei einer eigenständigen Kandidatur das konservative Lager spalten und den Demokraten den Sieg bescheren könnte.

Grenzschließung für Muslime

Trump hatte am Montag die "vollständige und komplette Schließung" der US-Grenzen für Muslime gefordert. Mehrere seiner Rivalen im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner kritisierten ihn dafür scharf, Floridas Ex-Gouverneur Jeb Bush nannte ihn "verwirrt". Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, erklärte, dass Trumps Vorschlag nicht das sei, "wofür diese Partei steht, und, viel wichtiger, wofür dieses Land steht."

Aberkennung der Ehrendoktorwürde

Eine schottische Universität hat dem republikanischen US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump wegen seines Rufs nach einem Einreiseverbot für Muslime die Ehrendoktorwürde entzogen. Trumps Äußerungen seien mit dem Ethos und den Werten der Robert Gordon University "in keiner Weise vereinbar", erklärte ein Sprecher der Hochschule der Stadt Aberdeen am Mittwoch.

Auch die schottische Regionalregierung stellte ihre Zusammenarbeit mit Trump ein. Trump sei nach seinen Äußerungen "nicht länger geeignet", als Mitglied des Netzwerks GlobalScot für den Wirtschaftsstandort Schottland zu werben, erklärte ein Sprecher. Trump, dessen Mutter aus Schottland kam und der im nördlichen Landesteil des Vereinigten Königreichs mehrere Golfplätze und Hotels besitzt, hatte am Montag ein generelles Einreiseverbot für Muslime in den USA gefordert. Für Empörung sorgte er auch mit Äußerungen über angebliche No-Go-Areas in Paris und London.