Vor der UN-Klimakonferenz in Paris haben am Wochenende hunderttausende Menschen auf der ganzen Welt gegen die Erderwärmung demonstriert. In einer vorläufigen Bilanz sprachen die Veranstalter am Sonntag von mehr als 570.000 Teilnehmer an den Märschen weltweit.

In der französischen Hauptstadt setzten sich am Sonntag tausende Menschen über ein Demonstrationsverbot hinweg, später kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. In Berlin demonstrierten mindestens 10.000 Menschen für den Klimaschutz.

Ungeachtet eines Demonstrationsverbots sind Tausende Klimaschützer vor Beginn des UN-Klima-Gipfels in Paris auf die Straße gegangen. Auf dem Platz der Republik warfen Dutzende Vermummte Flaschen und andere Geschoße auf Polizisten, die auf dem Platz eine friedliche Protestaktion der Bürgerbewegung Avaaz sichern sollten. Die Sicherheitsbeamten antworteten mit Tränengas und setzten Schlagstöcke ein.

Nach Angaben eines Behördensprechers wurden 208 Menschen vorübergehend festgenommen. Niemand sei ernsthaft verletzt worden.

In Frankreich herrscht seit der islamistischen Terrorserie, der am 13. November 130 Menschen zum Opfer gefallen waren, Ausnahmezustand. Öffentliche Kundgebungen sind verboten. Die Pariser Polizei ließ am Sonntag dennoch mehrere Tausend Menschen gewähren, die auf den Gehsteigen mehrerer Straßen in der Innenstadt Menschenketten bildeten. Die Umweltschützer reichten einander die Hände, um gemeinsam eine Begrenzung der Erderwärmung zu fordern. Einige von ihnen wiesen mit blauen Schildern auf die Gefahr eines ansteigenden Meeresspiegel hin. Am Montag werden in Paris 147 Staats- und Regierungschefs zum Auftakt der UN-Klimakonferenz erwartet.

Menschenkette und tausend Schuhe

Vor Beginn der Weltklimakonferenz in Paris haben in der französischen Hauptstadt hunderte Menschen für mehr Klimaschutz demonstriert. Die Demonstranten bildeten Sonntagmittag am Boulevard Voltaire eine Menschenkette, um gegen den "klimatischen Ausnahmezustand" zu protestieren.

Einige hüpften auf und ab und riefen: "Heißer als das Klima". Die Veranstalter rechneten mit mehreren tausend Teilnehmern, die Menschenkette sollte zwei Kilometer lang werden.

Tausende Schuhe zur Warnung
Tausende Schuhe zur Warnung © APA/AFP/MIGUEL MEDINA

Nach den Anschlägen mit 130 Toten am 13. November hatten die französischen Behörden zwei geplante Großdemonstrationen für Sonntag sowie für den 12. Dezember aus Sicherheitsgründen abgesagt. Die Organisationen kündigten daraufhin statt des geplanten Protestmarsches eine Menschenkette an. Am Boulevard Voltaire liegt auch die Konzerthalle Bataclan, wo bei den Anschlägen 90 Menschen getötet wurden. Außerdem stellten Aktivisten tausende Schuhe auf der Place de la Republique auf - als Symbol für die tausenden Demonstranten, die an dem Protestmarsch gehindert wurden.

Demos auf der ganzen Welt

An diesem Wochenende gibt es auf der ganzen Welt Demonstrationen für mehr Klimaschutz. An einer Auftaktkundgebung im australischen Melbourne beteiligten sich am Freitag 40.000 Demonstranten. Insgesamt waren am Wochenende 2.300 Veranstaltungen in 150 Staaten geplant, bevor am Montag die Staats- und Regierungschefs in Paris eintreffen. Auch in Wien fand Sonntagnachmittag eine Kundgebung statt.

Monacos Zwillinge mit dabei

Beim Klimamarsch in Monaco marschierten nicht nur Fürst Albert und seine Charlene mit - die beiden hatten auch die Zwillinge Jacques und Gabriella im Kinderwagen mit dabei.

© AP

Rund 10.000 Delegierte aus 195 Ländern verhandeln seit Sonntagabend in Paris unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen über ein neues weltweites Klimaabkommen zur Verringerung von Treibhausgasen. Das Abkommen soll erstmals auch die Schwellen- und Entwicklungsländer zur Reduzierung ihres Kohlendioxidausstoßes verpflichten. Ab dem Jahr 2020 soll es an die Stelle des 1997 ausgehandelten Kyoto-Protokolls treten. Erklärtes Ziel ist es, die globale Erwärmung auf zwei Grad über dem Temperaturdurchschnitt vorindustrieller Zeit zu begrenzen.

Schweigeminute zu Beginn

Vor der offiziellen Eröffnung der Konferenz am Montag mit rund 150 Staats- und Regierungschefs versammelten sich in Le Bourget nördlich von Paris am Sonntag bereits die Delegierten der 195 beteiligten Länder.

Das Treffen begann mit einer Schweigeminute zum Gedenken an die 130 Todesopfer der Anschlagsserie von Paris am 13. November. Bei ihren Gesprächen wollen die Unterhändler insbesondere festlegen, wie die Arbeit der folgenden Tage am besten organisiert werden kann. Der Beginn der Beratungen wurde um einen Tag vorgezogen, um die knappe Zeit so gut wie möglich zu nutzen. Bei der UN-Konferenz soll ein international verbindliches Klimaschutzabkommen beschlossen werden. Ziel ist eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau.