Bei einem Gottesdienst unter freiem Himmel forderte er die Kenianer auf, Familienwerte zu schützen und eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen. An der Messe nahmen kenianischen Medienberichten zufolge 200.000 Menschen teil, darunter Präsident Uhuru Kenyatta und 9.000 Priester, Kardinäle, Bischöfe und Erzbischöfe.

Trotz strömenden Regens wurde der Papst, der im offenen Papamobil auf dem Campus der Universität von Nairobi eintraf, von den Gläubigen mit fröhlichen Gesängen und Tänzen gefeiert. Viele Menschen waren die ganze Nacht lang im Regen Schlange gestanden, um einen guten Platz zu bekommen.

In seiner Predigt forderte Franziskus vor allem die jungen Kenianer auf, eine Gesellschaft zu schaffen, die "gerechter, inklusiver und respektvoller gegenüber der Menschenwürde" sei. "Mögen euch immer die Bedürfnisse der Armen am Herzen liegen, und verwerft alles, was zu Vorurteil und Diskriminierung führt, denn diese Dinge sind, wie wir wissen, nicht von Gott", mahnte der Papst, der ein Messgewand mit Massai-Stickereien trug.

Das katholische Kirchenoberhaupt sprach sich zudem gegen Praktiken aus, die "bei den Männern Arroganz begünstigen, Frauen verletzen oder missachten, sich nicht um die Alten kümmern und das Leben der unschuldigen Ungeborenen bedrohen". In einer Zeit, in der sich durch Materialismus, Egoismus und Gleichgültigkeit "neue Wüsten" ausbreiteten, sei auch der Zusammenhalt der Familien wichtig, sagte der Papst. "Die Gesundheit jeder Gesellschaft hängt von der Gesundheit der Familien ab."

Vor der Messe hatte sich Franziskus mit Vertretern anderer Religionen getroffen und sie zu einem gemeinsamen Kampf gegen Extremismus aufgerufen. "Allzu häufig werden Jugendliche im Namen der Religion zu Extremisten gemacht, um Zwietracht und Angst zu säen und das Gefüge unserer Gesellschaften zu zerstören", sagte der Papst. Gerade in Kenia sei die Erinnerung an "barbarische Attacken" wie den Anschlag auf das Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi im September 2013 noch lebendig. Der ökumenische und interreligiöse Dialog sei daher "kein Luxus" und "nicht optional", sondern werde "in unserer von Konflikten verwundeten Welt" immer dringender gebraucht.

In Kenia verübt die somalische Al-Shabaab-Miliz immer wieder Anschläge, weil sich Nairobi in Somalia am Kampf gegen die Islamisten beteiligt. Über 80 Prozent der kenianischen Bevölkerung sind christlich; der Großteil der restlichen Einwohner, darunter zahlreiche Flüchtlinge aus Somalia, gehören dem Islam an.

Auch die Afrika-Reise des Papstes, die ihn in den kommenden Tagen noch nach Uganda und in die Zentralafrikanische Republik führen soll, wird von massiven Sicherheitsbedenken überschattet. In allen drei Ländern sind öffentliche Gottesdienste geplant.

In Kenia waren am Donnerstag noch eine Begegnung mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen sowie ein Besuch im Büro der Vereinten Nationen in Nairobi geplant, wo ein erneuter Appell des Papstes zur UNO-Klimakonferenz in Paris erwartet wurde. Am Freitag will Franziskus ein Armenviertel am Stadtrand von Nairobi besuchen.