Die Bestimmung des genauen Abschussortes der Buk-Rakete ist notwendig, um herauszufinden, wer für die Tragödie, bei der alle 298 Insassen ums Leben kamen, verantwortlich ist. Im Absturzgebiet kämpften zum Zeitpunkt des Unglücks prorussische Rebellen gegen ukrainische Regierungstruppen. Kiew und Moskau machen sich gegenseitig für den Abschuss verantwortlich. "Um den genauen Abschussort festzustellen, braucht es zusätzliche forensische Untersuchungen, aber das ist jenseits unseres Mandates", sagte Tjibbe Joustra, Präsident der niederländischen Flugsicherheitsbehörde OVV, laut der niederländischen Zeitung "de Volkskrant".

Später sagte Joustra im Fernsehen: "Es ist ein Gebiet, wo die Grenzen fließend waren. Aber es ist ein Gebiet, wo die pro-russischen Rebellen die Kontrolle hatten." Das bestätigte eine Sprecherin des Sicherheitsrates.

Die Ermittler der OVV kritisierten, dass die Ukraine den Luftraum über der umkämpften Ostukraine damals nicht sperren ließ. Die malaysischen Maschine war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur.

Die russische Regierung äußerte Zweifel an den Absichten der niederländischen Ermittlern. Es gebe immer noch "ernsthafte Zweifel" am "wirklichen Ziel" der Ermittlungen, erklärte das Außenministerium in Moskau am Dienstagabend.

Es sei fraglich, ob es darum gegangen sei, die "wahren Gründe der Katastrophe" herauszufinden oder "Schuldzuweisungen zu rechtfertigen". Das Ministerium zeigte sich zudem erstaunt, dass die Ermittler nicht nach Russland gereist seien, um die "Beweise" des Rüstungskonzerns Almaz-Antey zu untersuchen.

Auch der russische Hersteller der Buk-Raketen widersprach in Moskau der niederländischen Version. Nach Angaben der staatlich kontrollierten Firma Almaz Antey hätten Tests gezeigt, dass die Rakete nicht von einem von prorussischen Rebellen gehaltenen Gebiet abgeschossen worden sein könne. "Falls die Boeing mit einem Buk-M1-Raketensystem abgeschossen wurde, wurde sie von einer Rakete vom Typ 9M38 von Saroschtschenske aus getroffen", sagte Jan Nowikow, Chef des Unternehmens. Der ostukrainische Ort Saroschtschenske wurde zum Zeitpunkt der Tragödie von Regierungstruppen kontrolliert. Zudem habe es sich bei dem Geschoß um eine ältere Buk-Version vom Typ 9M38 gehandelt, die vom russischen Militär nicht mehr verwendet werde.

Grundsätzlich verfügen sowohl Russland wie die Ukraine über Buk-Raketen. Westliche Länder wie die USA und die Ukraine hatten Moskau nach dem Abschuss von Flug MH17 vorgeworfen, den Rebellen in der Ostukraine die Raketen zumindest geliefert zu haben. Moskau bestreitet dies und macht die Ukraine verantwortlich.

Wie die Ermittler der OVV weiter bekanntgaben, schlugen Teile der Buk-Rakete auf der linken Seite des Cockpits der Passagiermaschine ein, dies habe das Flugzeug zum Absturz gebracht. Die Menschen an Bord, die nicht unmittelbar durch die Rakete getötet worden seien, hätten binnen weniger Augenblicke das Bewusstsein verloren. "Durch den enormen Luftdruck brach das Cockpit auseinander", sagte ein Angehöriger dem niederländischen Fernsehen. "Die Passagiere hatten kaum eine Chance, das zu erleben."

Michail Malyschewski, Generalkonstrukteur bei Almaz Antey gab zu bedenken, dass die Tatsache, dass das Cockpit von links getroffen wurde, einen Beschuss von Snischne - der Ort wurde damals von moskautreuen Separatisten kontrolliert worden - ausschließe.

Die USA werten den Bericht zum Absturz des Fluges MH17 als wichtigen Meilenstein auf dem Weg, die Verantwortlichen für den Abschuss zur Rechenschaft zu ziehen. Die unabhängige Untersuchung werde als Basis weiterer Ermittlungen dienen, um die Verantwortlichen für die 298 Toten zu finden, erklärte der Sprecher des nationalen Sicherheitsrats, Ned Price, am Dienstag in Washington. Er fügte hinzu: "Unsere Einschätzung ist unverändert: MH17 wurde von einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen, die von Separatisten-kontrolliertem Gebiet in der Ostukraine abgefeuert wurde."

Das internationale Expertenteam unter niederländischer Leitung untersuchte nicht die Schuldfrage. Dies ist Gegenstand noch laufender strafrechtlicher Ermittlungen. Da die meisten Opfer aus den Niederlanden kamen, leitet das Land auch die Untersuchungen.

Bei der Suche nach Schuldigen vereinbarten die Ukraine und die Niederlande am Dienstag eine enge Zusammenarbeit. Vertreter beider Länder wollten zunächst mit Kollegen aus Australien, Malaysia und Belgien die strafrechtlichen Ermittlungen zum Abschuss der Passagiermaschine über der Ostukraine abschließen, teilte das ukrainische Präsidialamt nach einem Telefonat des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko mit dem niederländischen Regierungschef Mark Rutte mit. Anschließend solle ein "optimaler Mechanismus" gefunden werden, um die Schuldigen der Katastrophe von Juli 2014 zu bestrafen.