In äußerst angespannter Atmosphäre sind am Samstag mehrere von israelischen Sicherheitskräften getötete palästinensische Aktivisten beigesetzt worden. Tausende Palästinenser nahmen im Gazastreifen und Westjordanland an den Beerdigungen teil, die sich zum Teil in Protestzüge gegen Israel verwandelten. Die Gewaltwelle zwischen Israelis und Palästinensern setzte sich indessen fort.

Gazastreifen erstmals erreicht

Insgesamt sollten am Samstag sieben Palästinenser beigesetzt werden. Tausende Menschen kamen in Gaza zur Beerdigung eines von vier Palästinensern, die am Freitag an der Grenze zu Israel von Soldaten erschossen worden waren. Der Trauerzug verwandelte sich in einen Protestmarsch von Kämpfern des bewaffneten Arms der radikalislamischen Hamas-Organisation. Anschließend lieferten sich rund 200 Jugendliche entlang der Grenzanlage zu Israel Zusammenstöße mit Soldaten.

Mehr als tausend Menschen kamen im Flüchtlingscamp Shuafat in Ost-Jerusalem zur Beisetzung eines 22-jährigen Palästinensers, der dort von Sicherheitskräften getötet worden war. Nach Angaben der Polizei hatte der junge Mann zuerst auf die Beamten geschossen. Auch in Hebron und in Yatta im Westjordanland versammelten sich tausende Menschen zu den Beerdigungen von zwei Angreifern, die von israelischen Sicherheitskräften erschossen worden waren.

Die seit dem 1. Oktober andauernde neue Gewaltwelle zwischen Israelis und Palästinensern hatte am Freitag erstmals den Gazastreifen erreicht. Bei Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften an der Grenze zu dem abgeriegelten Gebiet wurden nach Angaben der Rettungskräfte sieben Palästinenser getötet, darunter ein 15-Jähriger. 145 Menschen seien verletzt worden.

Nach Angaben der israelischen Armee hatten etwa 200 Palästinenser Steine auf die israelischen Einsatzkräfte geworfen und Reifen in Brand gesetzt. Die Einsatzkräfte hätten daraufhin auf die Anführer der Proteste geschossen. Der Freitag war der opferreichste Tag seit Beginn der neuen Spannungen. Samstagfrüh wurde vom Gazastreifen aus eine Rakete auf den Süden Israels abgeschossen. Nach Armeeangaben wurde niemand verletzt.

Streit um Tempelberg

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern war Mitte September wegen des Streits um die Nutzungsrechte auf dem Jerusalemer Tempelberg erneut aufgeflammt. Seit Donnerstag vergangener Woche gab es zahlreiche Angriffe und gewalttätige Proteste. Bei Messerangriffen von Palästinensern wurden insgesamt zwei Israelis getötet und 17 weitere verletzt.

In der Altstadt von Jerusalem hat ein Angreifer am Samstag drei Polizisten mit einem Messer angegriffen und verletzt, bevor er von israelischen Sicherheitskräften erschossen wurde. Nach Polizeiangaben wurde bei dem Angriff ein Polizist schwer verletzt, die beiden anderen erlitten leichtere Verletzungen. Bei dem Angreifer habe es sich um einen "arabischen Terroristen" gehandelt.

Der Angriff ereignete sich wenige Meter von der Stelle in der Nähe des Damaskus-Tores entfernt, an der ein Palästinenser nur Stunden zuvor zwei ultraorthodoxe Juden mit einem Messer attackiert und verletzt hatte. Auch er wurde von Sicherheitskräften erschossen. Am Freitag hatte ein Jude einen Messerangriff verübt: Ein 17-Jähriger verletzte in der südisraelischen Stadt Dimona vier Araber.

"Staatsterrorismus"

Am Freitagabend nahm die Polizei fünf Juden in der nordisraelischen Stadt Netanya fest, die bei Zusammenstößen mit Arabern aus der Stadt Tayibe am Donnerstag "Tod den Arabern" gerufen hatten. Am Freitagabend nahm die Polizei fünf Araber fest, die in Nordisrael Sicherheitskräfte mit Steinen und brennenden Reifen angriffen.

Das US-Außenministerium nannte die Messerattacken von Palästinensern auf Juden "Terrorakte". Über den jüdischen Angreifer in Dimona wollte Sprecher John Kirby das nicht sagen. Er kenne keine Details zu dem Vorfall, sagte er am Freitag. Wegen der Gewalt im Gazastreifen warf das jordanische Parlament Israel am Samstag "Staatsterrorismus" gegen das palästinensische Volk vor.