Nach der Ankündigung bayerischer "Notwehr-Maßnahmen" in der Flüchtlingskrise hat sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel gegen die pauschale Zurückweisung von Flüchtlingen an der deutschen Grenze ausgesprochen.

Auf einer CDU-Veranstaltung in Wuppertal sagte sie am Donnerstagabend mit Hinweis auf einen Asylbewerber aus einem sicheren Herkunftsstaat: "Ich kann ihm nicht gleich an der Grenze sagen 'Du musst zurück' oder 'Du kommst hier nicht rein'." Erst müsse man sich jeden Fall anschauen. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer sagte der "Bild"-Zeitung (Freitagausgabe) dagegen, dass zu den geplanten Schritten zur Begrenzung der Zuwanderung auch die Zurückweisung von Flüchtlingen an der Grenze zu Österreich gehören könnten. Das bayerische Kabinett will am Freitag ein Maßnahmenpaket beschließen.

Merkel beharrte trotz der Kritik aus Bayern ausdrücklich auf ihrem Kurs in der Flüchtlingspolitik. Natürlich müssten der Zustrom begrenzt, die Abschiebungen Nicht-Schutzbedürftiger beschleunigt und deutsches Recht bei allen Neuankömmlingen sofort durchgesetzt werden. Aber gerade christliche Parteien mit einem "C" im Namen trügen eine besondere Verantwortung bei dem Thema. "Das C ist nicht nur für Sonntagsreden. Das ist auch nicht nur für diejenigen, die in Deutschland leben, gedacht und auch nicht nur für die, die in Europa leben", sagte Merkel.

Erneut sprach sie sich gegen eine Abschottungspolitik aus. "Zäune um Deutschland herum werden nicht helfen." Deutschland müsse mit dieser Herausforderung fertig werden. Sie wisse, wie sehr gerade Bayern belastet sei und sich bemühe, mit dem Zustrom an Menschen fertig zu werden. Angesichts der Debatte über Rekordzahlen an Flüchtlingen mahnte die Kanzlerin zudem: "Zu uns kommen nicht anonyme Menschenmassen. Zu uns kommen einzelne Menschen." Dennoch müssten alle mit der Zuwanderung verbundenen Probleme und Ängste offen angesprochen werden.