Begleitet von russischen Luftangriffen hat die syrische Armee ihre Bodenoffensive gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und andere Rebellengruppen massiv ausgeweitet. Generalstabschef Ali Abdullah Ayoub gab am Donnerstag im Staatsfernsehen den Beginn einer großen Offensive bekannt. Die russische Armee traf nach offiziellen Angaben in einer Nacht 27 Ziele in Syrien.

US-Angaben, wonach vier russische Marschflugkörper im Iran niedergingen, wies Moskau zurück. "Die syrischen Streitkräfte haben heute eine groß angelegte Offensive gestartet, um die Terrorgruppen zu besiegen und die Gegenden und Dörfer zu befreien, die unter dem Terror und seinen Verbrechen gelitten haben", zitierte das Staatsfernsehen Ayoub. Die Kämpfe begannen nach Angaben von Aktivisten, während die russischen Streitkräfte Ziele des IS und anderer Extremistengruppen angriffen.

27 "terroristische" Ziele getroffen

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, in der Nacht zum Donnerstag seien 27 "terroristische" Ziele in den Provinzen Hama, Raqqa und Homs getroffen worden. Daran seien Kampfjets der Typen Su-34, Su-24M und Su-25 beteiligt gewesen. Die regierungsnahe syrische Zeitung "Al-Watan" berichtete, die syrische Armee habe knapp ein Dutzend Dörfer und insgesamt 70 Quadratkilometer zurückerobert.

Moskau hatte am 30. September mit den Luftangriffen auf die Gegner des syrischen Machthabers Bashar al-Assad begonnen. Am Mittwoch wurden überdies von russischen Kriegsschiffen im Kaspischen Meer Marschflugkörper auf Stellungen des IS und der mit Al-Kaida verbündeten Al-Nusra-Front abgefeuert.

Vier Marschflugkörper im Iran niedergegangen

Ein US-Regierungsvertreter sagte am Donnerstag, am Vortag seien vier Marschflugkörper im Iran niedergegangen. Keine Angaben machte er dazu, wo sie nach US-Erkenntnissen einschlugen und ob es Tote oder Verletzte gab. Russland dementierte die Angaben. "Alle Geschosse haben ihr Ziel getroffen", erklärte das Verteidigungsministerium.

Nach den jüngsten Verletzungen des türkischen Luftraums durch russische Kampfjets warnte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Moskau vor nachhaltigem Schaden für die bilateralen Beziehungen. US-Verteidigungsminister Ashton Carter sagte, durch die "gemeinsame Bodenoffensive" mit den syrischen Regierungstruppen sei die "Fassade" zerstört worden, Russlands Einsatz gelte dem Kampf gegen den IS.

"Beunruhigende Eskalation"

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach in Brüssel angesichts des russischen Eingreifens von einer "beunruhigenden Eskalation". Beim Treffen der 28 Bündnis-Verteidigungsminister werde es auch um die "Folgen für die Sicherheit der Allianz" gehen. Die NATO hat "Patriot"-Flugabwehrsysteme in der Türkei stationiert, um das Land vor Beschuss aus Syrien zu schützen.

Der Einsatz soll eigentlich noch in diesem Jahr enden. Auf die Frage, ob die NATO nun über eine Verlängerung der Mission nachdenke, sagte Stoltenberg: "Die NATO ist in der Lage und bereit, alle Partner zu verteidigen, einschließlich der Türkei." Er verwies in diesem Zusammenhang auf die neue sogenannte Speerspitze der schnellen NATO-Eingreiftruppe.

Auch die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) betonte, die NATO habe deutlich gemacht, "dass wir zu unserem Partner Türkei stehen". Zu Russlands Eingreifen in den Konflikt an der Seite Assads sagte die Ministerin, Moskau müsse sich im Klaren sein, dass Angriffe auf die Gegner des IS den IS stärkten, was nicht im Interesse Russlands sein könne.