Die meisten der russischen Luftangriffe in Syrien sollen nicht der Terrormiliz IS gegolten haben. Dies sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, John Kirby. Die Luftschläge seien weitgehend gegen Oppositionsgruppen gerichtet, die gegen einen Verbleib des Regimes von Präsident Bashar al-Assad an der Macht seien.

Russland griff nach eigenen Angaben erstmals von Kriegsschiffen im Kaspischen Meer Ziele in Syrien an. Mehrere Kreuzer hätten elf Stellungen der Terrormiliz bombardiert, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Mittwoch. Moskau hatte vor einer Woche mit Luftangriffen in Syrien begonnen und argumentiert, damit den IS bekämpfen zu wollen.

Bodenoffensive

Das syrische Regime begann unterdessen eine Bodenoffensive gegen Rebellen. Die Gefechte nördlich der Stadt Hama seien die heftigsten seit Monaten, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch. Russische Jets hätten in den Provinzen Hama und Idlib fast 40 Ziele bombardiert. Die Operation richtet sich gegen ein Rebellenbündnis, das sowohl das Regime als auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekämpft.

In Brüssel beraten am Donnerstag die Verteidigungsminister der NATO-Staaten über die für sie besorgniserregenden Ereignisse im Nahen Osten. Ein Thema dürften die russischen Luftangriffe auf Ziele in Syrien sein. Moskau steht in der Kritik, weil sich die Luftangriffe vor allem gegen Gebiete unter Kontrolle anderer Regimegegner richteten, die den IS bekämpfen. Beobachter gehen davon aus, dass Russland die Macht Assads sichern will.

Strategie angepasst

Die USA passten ihre Militärstrategie mit Ausweichmanövern an die russischen Angriffe an. In mindestens einem Fall habe ein US-Kampfflugzeug seinen Kurs geändert, um eine "sichere Trennung" von russischen Maschinen zu gewährleisten, sagte Marine-Kapitän Jeff Davis im Pentagon. Wie nah die Flugzeuge sich kamen sowie wann und wie oft es bisher zu Ausweichmanövern kam, sagte Davis nicht.

Über die Flugbahnen russischer Marschflugkörper seien die USA nicht informiert worden, sagte Davis. Dass Russland diese im Kaspischen Meer positioniert habe, sei aber "keine Überraschung". Russland weist Vorwürfe zurück und gibt an, Extremisten wie den IS zu bombardieren. Inzwischen seien 19 Kommandopunkte und zwölf Waffendepots der Terroristen zerstört worden, sagte Schoigu.

Gegner und Verbündete des Regimes hatten in den vergangenen Tagen berichtet, Tausende Kämpfer aus dem Iran und von der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah seien für eine Bodenoffensive der Armee gegen Rebellen nach Syrien verlegt worden. Osama Abou Seid, Militärberater der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA), erklärte, der Einsatz am Mittwoch sei der Beginn dieser Offensive. Zunächst war unklar, ob das Regime die Rebellen zurückdrängen konnte. Es gebe auf beiden Seiten Opfer, hieß es.

Schoigu sagte, Russland sei bereit, ein Militärabkommen mit den USA über den Einsatz in Syrien zu treffen. Putin wies den Minister an, sich mit den USA, der Türkei, Saudi-Arabien, dem Irak und dem Iran abzustimmen. Zugleich forderte der Präsident die Führung in Washington auf, mit dem russischen Militär für Luftangriffe in Syrien Informationen über Stellungen der Terroristen zu teilen. Im Pentagon sprach Davis jedoch von einer "fehlerhaften Strategie" der Russen. Nach dem Gespräch auf militärischer Ebene von vergangenem Donnerstag sei bisher keine weitere Unterredung geplant.