Die russische Luftwaffe greife keine Siedlungsgebiete an, erst recht nicht, wenn sich dort "architektonische Denkmäler" befänden. Zuvor hatte unter anderem das syrische Fernsehen unter Berufung auf Militärkreise von russischen Luftangriffen auf Ziele der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in und um Palmyra berichtet. Die Angriffe seien mit Damaskus abgestimmt gewesen, hieß es.

Der IS hatte die zentralsyrische Stadt Ende Mai erobert und dort seither zahlreiche weltberühmte Stätten in die Luft gesprengt. Palmyra gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Die russischen Luftangriffe in Syrien zeigen nach Darstellung des Verteidigungsministeriums in Moskau deutlich Wirkung. Aufständische hätten bereits Waffen und Panzerfahrzeuge in die Nähe von Moscheen verlegt, um sie dort zu schützen, teilte das Ministerium am Dienstag mit. Zugleich veröffentlichte es ein Foto, das einen Panzer unweit eines islamischen Gotteshauses zeigen soll.

Zum Ort gab es keine Angaben. Russland flog nach eigenen Angaben am Dienstag 20 Luftangriffe auf zwölf Ziele der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS). Mehrere Standorte sollen demnach zerstört worden sein. Der Beschuss habe für Panik gesorgt.

Russland bemüht sich unterdessen im Streit mit der NATO über den Militäreinsatz in Syrien um Deeskalation. Die russischen Streitkräfte akzeptierten die US-Vorschläge für eine Abstimmung der jeweiligen Militärflüge über dem Bürgerkriegsland grundsätzlich, zitierte die Nachrichtenagentur Tass am Dienstag den stellvertretenden Verteidigungsminister Anatoli Antonow.

Russland habe ausländische Offiziere nach Moskau eingeladen, um den Kampf gegen die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien zu koordinieren. Außerdem solle mit einer Delegation des türkischen Verteidigungsministeriums darüber beraten werden, wie sich Missverständnisse vermeiden ließen. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte die Führung in Moskau zuvor mit scharfen Worten attackiert und ihr Absicht bei der Verletzung des türkischen Luftraums durch russische Kampfjets unterstellt.

US-Verteidigungsminister Ash Carter appellierte fast zeitgleich zu den Äußerungen Antonows an die russische Führung, auf die US-Vorschläge für Regeln zur Abstimmung der Militärflüge zu reagieren. Vertreter des US-Verteidigungsministeriums hatten russischen Militärs vergangene Woche in einer Videokonferenz ihre Vorstellungen unterbreitet. Seither habe sich Russland jedoch nicht dazu geäußert, bemängelte Carter. "Wir warten auf die Russen. Sie schulden uns eine Antwort", erklärte er während eines Besuchs in Spanien.

Eine Lösung des Problems wurde immer dringlicher, nachdem der Streit zwischen der NATO und Russland über das Eindringen russischer Kampfjets in den türkischen Luftraum zunehmend eskalierte. NATO-Generalsekretär Stoltenberg zweifelte die russische Darstellung an, wonach die Verletzung des türkischen Luftraums durch ein Kampfflugzeug am Wochenende ein Versehen war. "Ich werde jetzt nicht über die Motive spekulieren, aber das sieht nicht nach einem Missgeschick aus", sagte er in Brüssel. Es habe zwei derartige Vorfälle über dem Territorium des NATO-Partners gegeben, die lange andauerten. Die Militärallianz habe aus Moskau "keine wirkliche Erklärung" dafür erhalten, was geschehen sei. Stoltenberg forderte Russland auf, den Luftraum der Türkei nicht noch einmal zu verletzen.

Die NATO beobachte einen beachtlichen russischen Militäraufmarsch in Syrien, sagte Stoltenberg. Dies gelte für die Luftwaffe, die Flugabwehr, aber auch die Bodentruppen am russischen Luftwaffenstützpunkt in Syrien. Auch die russische Marine sei verstärkt präsent in der Region. Russland hat inzwischen nach eigenen Angaben mehr als 50 Kampfjets und Hubschrauber in Syrien stationiert.

Russland steht im syrischen Bürgerkrieg, in dem bisher rund 250.000 Menschen getötet wurden, ebenso wie der Iran auf der Seite von Präsident Bashar al-Assad. Russische Kampfjets starteten vergangene Woche Luftangriffe in Syrien, die sich nach Darstellung Moskaus gegen IS-Stellungen richten. Dem syrischen Staatsfernsehen zufolge fanden auch am Dienstag entsprechende Angriffe statt. Der Westen vermutet dagegen, dass das russische Bombardement hauptsächlich gemäßigten Rebellen gilt, die gegen Assad kämpfen. Einen Einsatz von Bodentruppen in dem Bürgerkrieg hat der russische Präsident Wladimir Putin ausgeschlossen.